Am 20. Mai ist Weltbienentag: Thüringen bewilligt rund 1,37 Millionen Euro für Blüh-, Ackerrand- und Schonstreifen
„Der Weltbienentag macht uns allen bewusst: Bienen sind als Bestäuber für unser Ökosystem unverzichtbar. Vier Fünftel unserer heimischen Nutz- und Wildpflanzen sind auf Bienen als Bestäuber angewiesen. Der Großteil (rund 85 Prozent) unserer landwirtschaftlichen Erträge im Pflanzen- und Obstbau hängen von der Bestäubung ab. Daher gehören Bienen mit Rindern und Schweinen zu unseren wichtigsten Nutztieren“, sagt Agrarministerin Susanna Karawanskij anlässlich des Weltbienentages.
Die Bedeutung von Bienen als Bestäuber für Biodiversität und Ernährungssicherheit ist elementar für die Menschheit. Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat deshalb den 20. Mai als World Bee Day ausgerufen. Weltweit ist ein enormer Rückgang von Honig- und Wildbienen zu verzeichnen, zu dem vielfältige Faktoren beitragen. Zu den größten gehören die Zerstörung von Lebensräumen, Monokulturen in der Landwirtschaft sowie der Einsatz von Pestiziden.
„Ziel des Freistaats Thüringen ist es, den Bestand an Wild- und Honigbienen zu stabilisieren und erhöhen. Dieses Ziel wollen wir mit vielfältigen Maßnahmen erreichen, u.a. durch die Förderung des Imkerwesens, praxisbezogene Forschung, den reduzierten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, die Anlage von Blüh-, Schon- und Ackerrandstreifen sowie den Ausbau der ökologischen Landwirtschaft“, so Karawanskij. „Der dramatische Insektenverlust der vergangenen Jahre lässt sich nur stoppen, indem wir unsere Agrarlandschaften bienenfreundlich gestalten. Effektiver Insektenschutz kann nur durch und mit den landwirtschaftlichen Betrieben gelingen“, so Karawanskij.
Über das Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) unterstützt der Freistaat Thüringen freiwillige Agrar- , Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen in der Landwirtschaft. Dazu gehören auch Maßnahmen, die der Erhaltung und Verbesserung der Biodiversität wie die Förderung der extensiven Grünlandbewirtschaftung (Artenreiches Grünland), die naturschutzgerechte Bewirtschaftung des Biotopgrünlandes sowie die Anlage von Blühstreifen, Ackerrand – und Schonstreifen auf Ackerland, dienen. Diese Maßnahmen spielen für den Insektenschutz eine besondere Rolle.
Die Anlage von Blüh-, Ackerrand- und Schonstreifen auf Ackerflächen im Rahmen des alten KULAP erfolgte im Jahr 2022 auf ca. 1.265 Hektar. Dafür wurden Fördermittel in Höhe von rund 0,827 Mio. Euro ausgezahlt. Für die neue KULAP-Förderperiode wurden für die Maßnahmen Blüh-, Ackerrand- und Schonstreifen Anträge auf Förderung für ca. 2.063 Hektar gestellt und eine Fördersumme von rund 1,37 Mio. Euro bewilligt.
Insbesondere der ökologische Landbau leistet einen wertvollen Beitrag zum Schutz der Umwelt, des Klimas und der natürlichen Ressourcen. Mit seinem systemischen Ansatz zielt er in besonderem Maße darauf ab, die Artenvielfalt zu steigern und damit die Lebensbedingungen für Bienen und Insekten positiv zu beeinflussen. Daher werden Umstellung und Beibehaltung der ökologischen Flächenbewirtschaftung auf Acker- und Grünland, im Gemüsebau sowie für Dauerkulturen im KULAP gefördert.
Seit Inkrafttreten des Thüringer Ökoaktionsplans 2015 verzeichnet der Freistaat ein stetiges Wachstum des Ökolandbaus. Im zurückliegenden Jahr 2022 wurde mit mehr als 500 Betrieben und 59.000 Hektar Fläche ein neuer Höchststand des Ökolandbaus in Thüringen erreicht. Rund 55.000 Hektar ökologisch bewirtschafteter Fläche wurden über die Förderprogramme des Thüringer KULAP gefördert.
Der reduzierte Einsatz von Pflanzenschutzmitteln steht im Mittelpunkt des dreijährigen Projektes „Insektenschutz durch Minimierung der Insektizid-Anwendung in Winterraps“, das 2023 begonnen wurde und vom TMIL im Rahmen des Nationalen Aktionsplans Pflanzenschutz finanziert wird. Winterraps ist die Ackerbaukultur mit der intensivsten Insektizid-Anwendung in der landwirtschaftlichen Produktion. Somit kommen Einsparungen von Insektiziden gerade in dieser Kultur eine besondere Bedeutung zu. Das Projekt wird mit 280.000 Euro zwischen 2023 und 2025 gefördert.
Der Freistaat Thüringen fördert außerdem die praxisorientierte Forschung im Bereich der Bienenbiologie am Länderinstitut für Bienenkunde Hohen Neuendorf e.V. (LIB). Für die gemeinsam von Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Berlin und Thüringen getragene Forschungseinrichtung stellt der Freistaat Finanzmittel von rund 92.000 Euro zur Verfügung. Das LIB arbeitet u.a. an Projekten zu Eindämmung von Bienenkrankheiten, Sicherung der Bestäubung, Erhöhung der Ökosystemleistung und Biodiversität in verschiedenen Habitaten durch Honigbienen.
Die Stärkung des Imkerwesens ist ein wesentliches Ziel der Landesregierung, um die Zahl der Bienenvölker zu stabilisieren und die Bestäubungsleistung an Kultur- und Wildpflanzen in Thüringen zu sichern. Zur Stärkung der Imkerei hat der Freistaat Thüringen ein Dreijahresprogramm aufgestellt. In diesem Jahr stehen Fördermittel in Höhe von 100.000 Euro für Maßnahmen, die der Verbesserung der Bienenwirtschaft dienen und auf eine Erhöhung der Bienenbestände abzielen, zur Verfügung. Unterstützt werden Hobbyimker:innen u.a. durch Aus- und Fortbildungen, Beschaffung von Technik, Bienenvölkervermehrung sowie Bienenzucht.
Als ideelle Würdigung und Anerkennung ehrenamtlichen Engagements zeichnet der Freistaat Thüringen Imkervereine und Einzelimker für hervorragende Leistungen mit dem „Bienenzucht- und Bestäuberpreis“ aus. Außerdem zeichnen der Landesverband Thüringer Imker e.V. und das TMIL alle zwei Jahre „Thüringer Bienenfreunde“ aus, die sich für ihr Engagement für Insekten verdient gemacht haben. Seit 2014 wurden insgesamt 169 Preisträger geehrt.