Leinefelde-Worbis. Gestern Abend hat der Stadtrat die Verschiebung der Landesgartenschau auf 2026 beschlossen und ist damit dem Vorschlag der Stadt gefolgt. Sogar der Staatssekretär des Thüringer Landwirtschaftsministeriums, Torsten Weil, war gekommen, um die Stadträte zu bitten, der Verschiebung zuzustimmen. Hier nun die offizielle Erklärung der Stadt, warum die LGS nun erst 2026 stattfinden soll:
Zu dieser Auffassung sind die Stadt LeinefeldeWorbis und die Landesarbeitsgemeinschaft Gartenbau und Landespflege Hessen und Thiiringen e.V. (LAGL) nach einem langeren Prozess der Abwagung nun gemeinsam gelangt.
Das Land Thüringen nimmt diese Empfehlung zur Kenntnis und hat bereits signalisiert, die Stadt auf dem weiteren Weg zur Gartenschau wie bisher aktiv zu unterstutzen. Gründe für die vorgeschlagene Verschiebung sind insbesondere die neuen bedeutenden archäologischen Funde in der Wüstung Kirrode. Ein Großteil der Reste dieser verlassenen Siedlung befinden sich genau dort, wo die Ohne-Aue zu einem attraktiven Landschaftspark umgestaltet werden soll.
Aber auch Verzögerungen in der organisatorischen Vorbereitung der Gartenschau und nicht zuletzt fachliche Hinweise aus der Grünen Branche haben zur Empfehlung an den Stadtrat geführt, über eine Verschiebung nachzudenken. Zudem ist Anfang September 2023 die Bietergemeinschaft für den Kauf und die Erschließung der bebaubaren Flachen in der Gartenstadt zurückgetreten. Diese sollte auch einen Teil der Hochbauten ausführen. Nun muss das Vergabeverfahren für die Erschließung der Gartenstadt neu gestartet werden, was ebenfalls zu Zeitverzug führt.
Die ursprünglich für 2024 geplante Landesgartenschau war bereits aufgrund von Verzögerungen durch die Corona-Pandemie in das Jahr 2025 verschoben worden. Trotz dieser ersten Verschiebung blieb der Zeitplan angesichts der Dimensionen der anstehenden Bauarbeiten ambitioniert. Schließlich besteht das Konzept der Landesgartenschau in Leinefelde unter anderem darin, aus einem alten Standort mit 850 Garagen eine Gartenstadt zu machen und dem Flüsschen Ohne in der benachbarten Aue sein altes Flussbett zurückzugeben.
Wie immer bei grofßflachigen Baumaßnahmen im Erdreich werden die Archäologen mit eingebunden, um zu verhindern, dass wertvolle historische Zeugnisse beim Bauen übersehen und beschädigt werden. Die baubegleitenden archaäologische Untersuchungen erbrachten bereits neue Erkenntnisse dahingehend, dass das Dorf Kirrode weitaus alter sein muss als gedacht. Denn entgegen der bisherigen Annahme, die es auf das 13./14. Jahrhundert datierte, muss es bereits im 10./11. Jahrhundert existiert haben, zeigen die Funde. Diese geben einen ausgesprochen umfassenden Einblick in verschiedenste Bereiche des ländlichen mittelalterlichen Lebens einschließlich der Nachweise von Dorfbefestigung, Bauten, Wohn- und Arbeitsbereichen sowie von religiösen Anlagen, welcher im mitteldeutschen Raum bislang selten so umfassend gelungen ist.
S0 war die im Rahmen der Untersuchungen gefundene Mühle bisher nur aus schriftlichen Quellen bekannt. Die aktuellen denkmalfachlichen Begleitungen haben in der Ohne-Niederung Steinfundamente zum Vorschein gebracht, die mit hoher Wahrscheinlichkeit der Wassermühle von Kirrode zugeordnet werden können. Zudem sind im Bereich des geplanten Aussichtsturms (,,Landmarken“-Standort) ebenfalls auf dem Kerngelände der Landesgartenschau zahlreiche Reste ebenerdiger Wohnbauten entdeckt worden. Die jungsten Befunde bieten neue Möglichkeiten für die Rekonstruktion der mittelalterlichen Wohnbebauung von Kirrode.
Diese auRergewöhnlichen Entdeckungen machen weitere Untersuchungen, u.a. auch zum Standort der ehemaligen Kirche notwendig, so dass sich daraus Verzögerungen im weiteren Bauablauf der Fertigstellung der Landesgartenschau ergeben.
Die Akteure der Landesgartenschau in Leinefelde-Worbis arbeiten mit Hochdruck daran, die Planungen und Umsetzungen der Landesgartenschau voranzutreiben. Aktuell gibt es zudem gemeinsam mit den Thiiringer Landesdenkmalamt Überlegungen, den gehobenen archäologischen Schatz um die Wüstung Kirrode möglichst anschaulich in die Konzeption zur Landesgartenschau mit einzubeziehen. Aber dafür wird jetzt mehr Zeit benötigt. Die Verschiebung soll auch dazu genutzt werden, die vielfaltigen gärtnerischen Beiträge intensiv vorzubereiten. Dies werde sich zusatzlich positiv auf die Qualität der einzelnen Themenbereiche auswirken und insbesondere auch den Dauerbepflanzungen, die somit mehr Zeit haben werden, sich zu entwickeln, dienen, sind sich die Vertreter der Stadt und die Gartenbau-Experten sicher.