Die Siedlungs- und Verkehrsfläche in Deutschland ist im
vierjährigen Mittel der Jahre 2016 bis 2019 durchschnittlich um rund 52 Hektar
pro Tag gewachsen. Dies zeigen die aktuellen Berechnungen zum Indikator
„Anstieg der Siedlungs- und Verkehrsfläche“. Wie das Statistische Bundesamt
(Destatis) weiter mitteilt, nahm der tägliche Anstieg damit um rund 4 Hektar
gegenüber dem Vorjahresindikatorwert ab (56 Hektar pro Tag in den Jahren 2015
bis 2018).

Ziel der Bundesregierung in der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie
ist es, den durchschnittlichen täglichen Anstieg bis zum Jahr 2030 auf unter
30 Hektar zu begrenzen. Bis 2050 wird eine Flächenkreislaufwirtschaft
angestrebt. Das heißt, es sollen dann netto keine weiteren Flächen für
Siedlungs- und Verkehrszwecke beansprucht werden.

Die Siedlungs- und Verkehrsfläche darf nicht mit „versiegelter Fläche“ gleichgesetzt werden, da sie auch unversiegelte Frei- und Grünflächen enthält. Dazu zählen beispielsweise alle den Gebäuden unmittelbar zugehörigen Flächen wie Haus- und Vorgärten oder Campingplätze. Auch Grünanlagen, Spielplätze und Friedhöfe zählen zur Siedlungs- und Verkehrsfläche.

Die Verkehrsfläche wuchs im Jahr 2019 lediglich geringfügig um 2 Hektar pro Tag. Ursachen hierfür könnten verstärkte Verkehrsinvestitionen im Bestand, geringer dimensionierte Baumaßnahmen und die Rücknahme oder zeitliche Streckung von großen Neubauprojekten sowie Umwidmungen von Flächen in den Katastern durch Neueinmessungen und Nacherfassungen sein. Zu den Verkehrsflächen zählen Straßen- und Wegeverkehrsflächen, Plätze, Bahnverkehrsflächen, Flugverkehrsflächen sowie Schiffsverkehrsflächen.

Bei der Siedlungsfläche zeigte sich 2019 ein beinahe unverändertes Bild: Die Zunahme der Flächen für Wohnbau, Industrie und Gewerbe (ohne Bergbaubetriebe und Abbauland) sowie öffentliche Einrichtungen für die Produktion von beziehungsweise die Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen betrug aufgrund der starken Bautätigkeit im Innen- und Außenbereich von Gemeinden und Städten 33 Hektar pro Tag (2018: 32 Hektar pro Tag). Sport-, Freizeit- und Erholungs- sowie Friedhofsflächen nahmen 2019 unverändert gegenüber dem Vorjahr jeweils um 10 Hektar pro Tag zu.

14,4 % der Bodenfläche Deutschlands für Siedlungs- und Verkehrszwecke verwendet 

Die gegenwärtige Struktur der Flächeninanspruchnahme für Siedlungs- und Verkehrszwecke zeigt folgendes Bild: 14,4 % und damit 5,1 Millionen Hektar der Gesamtfläche Deutschlands wird für Siedlungs- und Verkehrszwecke in Anspruch genommen. Davon entfallen 9,3 % (3,3 Millionen Hektar) auf die Siedlungsfläche (einschließlich Bergbaubetriebe, Tagebau, Grube und Steinbruch) und 5,0 % (1,8 Millionen Hektar) auf die Verkehrsfläche.

Der Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche lag in den Stadtstaaten Berlin (70,6 %), Hamburg (58,9 %) und Bremen (56,4 %) am höchsten. In den anderen Bundesländern reichte die Spanne des Siedlungs- und Verkehrsflächenanteils von 8,6 % in Mecklenburg-Vorpommern bis 23,7 % in Nordrhein-Westfalen.

Insgesamt umfasst die Gesamtfläche Deutschlands 35,8 Millionen Hektar. Die Fläche für Vegetation bildet mit 83,3 % den höchsten Anteil (29,8 Millionen Hektar). Diese besteht im Wesentlichen aus Flächen für Landwirtschaft mit 50,7 % (18,1 Millionen Hektar) und Waldflächen mit 29,8 % (10,7 Millionen Hektar). Im Gegensatz dazu sind lediglich 2,3 % der bundesdeutschen Fläche mit Gewässern (0,8 Millionen Hektar) bedeckt.

Methodische Hinweise:
Der Indikator „Anstieg der Siedlungs- und Verkehrsfläche“ wird als gleitender Vierjahresdurchschnitt berechnet. Das heißt, er ergibt sich aus den Zahlen des aktuellen und der drei vorangegangenen Berichtsjahre. Diese vier Einzelwerte errechnen sich jeweils aus der Differenz der Siedlungs- und Verkehrsfläche des betreffenden Jahres zum Vorjahr (jeweils festgestellt zum 31. Dezember) geteilt durch 365 (Schaltjahr: 366) Tage.

Die Angaben zur Siedlungs- und Verkehrsfläche entstammen der amtlichen Flächenstatistik. Zum Berichtsjahr 2016 wurde diese umgestellt. Bis dahin wurde die Siedlungs- und Verkehrsfläche nach dem Nutzungsartenverzeichnis des Automatisierten Liegenschaftsbuchs (ALB) ermittelt. Seit 2016 geschieht dies auf der Grundlage des Amtlichen Liegenschaftskataster-Informationssystems (ALKIS). Durch die Umstellung kam es 2016 zu Verschiebungen zwischen Nutzungsarten. Die nach der Umstellung ermittelte Siedlungs- und Verkehrsfläche enthält allerdings weitgehend dieselben Nutzungsarten wie zuvor. In den Jahren 2017 und 2018 wurden Umwidmungen von Flächen nur zum Teil in die Berechnungen zum Indikator einbezogen.