Göttingen. Im Zusammenhang mit der mutmaßlichen Gefährdung von zwei Polizeibeamten durch einen 39 Jahren alten Mercedesfahrer aus Heiligenstadt am Sonntagabend (25.07.21) gegen 18.40 Uhr in der Göttinger Innenstadt wurden heute die Ermittlungen zur Klärung der genauen Abläufe fortgesetzt. Inzwischen ist bekannt, dass die Beamten den zur Vorfallszeit allein im Auto sitzenden Thüringer anhalten wollten, da er nicht angegurtet war.

In der Folge missachtete der Mann mehrfach die Anhaltsignale der Funkstreife und versuchte, im dichten Straßenverkehr und mit hoher Geschwindigkeit zu flüchten. Hierbei
überfuhr er mehrere rote Ampeln.

Gegen 18.40 Uhr gelang es den Beamten schließlich, das Fahrzeug auf der
Bürgerstraße kurz vor dem Groner Tor zu stoppen, indem sie einen
Funkstreifenwagen auf der Fahrbahn querstellten. Die Beamten stiegen daraufhin
aus dem Streifenwagen aus und traten von beiden Seiten an das Fahrzeug heran.
Als einer der Beamten die Fahrertür öffnen wollte, legte der 39-Jährige den
Rückwärtsgang ein und setzte zurück. Dabei kam der sich unmittelbar am Auto
aufhaltende Polizist zu Fall und verletze sich leicht an der Hand.

Der Mercedesfahrer gab Gas und scherte unvermittelt nach rechts aus, vermutlich
um an dem Streifenwagen vorbeizufahren. Der in diesem Moment an der
Beifahrerseite stehende andere Beamte wich zur Seite aus, um nicht vom Fahrzeug
erfasst zu werden. Sofort gab er mehrere Schüsse aus seiner Waffe auf einen
Reifen des Fahrzeugs ab, von denen nach ersten Ermittlungen einer den Reifen
traf.

Nach kurzer Flucht konnte der 39-Jährige an der Berliner Straße/Godehardstraße
in seinem beschädigten Wagen ergriffen werden. Gegen seine Festnahme leistete
der Heilgenstädter körperlichen Widerstand. Er wurde von mehreren Beamten
überwältig und zur Polizeidienststelle transportiert. Der Führerschein wurde
beschlagnahmt. Polizeilich in Erscheinung getreten ist der Autofahrer aus
Thüringen bislang nicht.

Zu einer Gefährdung Unbeteiligter kam es durch die Schüsse nach den zurzeit
vorliegenden Informationen nicht. Noch am Sonntagabend unterzogen Experten den
unmittelbaren Tatort auf der Bürgerstraße einer intensiven spurentechnischen
Begutachtung. Für deren Dauer war ein Teil der Straße abgesperrt.

Nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft Göttingen leitete die Göttinger
Polizei ein Ermittlungsverfahren wegen gefährlicher Körperverletzung,
Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte sowie gefährlichen Eingriffs in den
Straßenverkehr ein. Der 39-Jährige wurde am Montag polizeilich vernommen und
anschließend entlassen. Sein Motiv bleibt weiter unklar. Unter Alkoholeinfluss
stand er nicht. Die Untersuchungsergebnisse einer entnommenen Blutprobe stehen
noch aus. Die weiteren Ermittlungen dauern an.

Augenzeugen, Fotos und Videos gesucht

Die Polizei bittet Augenzeugen, sich unter Telefon 0551/491-2115 zu melden.
Darüber hinaus ist jegliches zur Situation vorhandenes Bildmaterial von
Bedeutung. Die Ermittler bitten deshalb Zeugen, Fotos und auch Videos für die
weiteren Ermittlungen zur Verfügung zu stellen. Dateien können an
pressestelle@pi-goe.polizei.niedersachsen.de übersandt werden.

Dienstwaffe nach Prüfung durch Staatsanwaltschaft wieder an Beamten ausgehändigt

Wie bei derlei Vorfällen generell vorgeschrieben, war die Dienstwaffe des
Beamten, der die Schüsse auf das Fahrzeug abgegeben hatte, am Sonntagabend
einbehalten worden. Nach Prüfung des zugrundeliegenden Sachverhaltes durch die
Staatsanwaltschaft Göttingen wurde das Einsatzmittel am Montag wieder an den
Beamten ausgehändigt, da sich aufgrund der vorliegenden Ermittlungsergebnisse
kein Anfangsverdacht bzw. konkrete Hinweise auf ein strafrechtlich relevantes
Handeln oder anderweitig zu würdigendes Fehlverhalten des Polizisten ergeben
haben.

Schusswaffeneinsatz wird intern nachbereitet

Dass es zu einem echten Schusswaffeneinsatz kommt, ist eher die Ausnahme und
demzufolge ein herausragendes Szenario für alle Beteiligten. Aus diesem Grund
wird das aktuelle Geschehen zeitnah Anlass für eine interne Überprüfung,
Nachbetrachtung und auch Aufarbeitung sein.