Worbis. Nach alter Tradition stürmen die Närrinnen und Narren des Worbiser Carneval Clubs am 11.11. umd 11.11 Uhr eines jeden Jahres das Rathaus. War es in der Vergangenheit der Sturm auf das Gülden Creutz, wo auch ein kleiner Saal zur Verfügung stand, wird seit ein paar Jahren am Rathaus gefensterlt…
Warum das so gemacht wird, kann sich der WCC-Chef, Thomas Rehbein. auch nicht so richtig erklären. Irgendwann sind wir plötzlich über die Leiter ins Fenster geklettert, erklärt er. Natürlich in das Büro des Bürgermeisters, denn der WCC erkämpft sich ja die Schlüssel und somit im närrischen Sinne die Macht über das Rathaus.
Heute war der Sturm aber eher ein laues Lüftchen. Außer dem WCC war auch niemand von interessierten Bürgern vor dem Rathaus.
Bürgermeister Christian Zwingmann übergab die Schlüssel und ging gemeinsam mit Thomas Rehbein in die Bütt. Da der Wetterbericht ab Mittag Regen angesagt hatte, zogen alle ins leergeräumte Standesamt. Heute wollte wohl auch niemand heiraten. Während Christian Zwingmann in seiner karnevalistische Rede die Stadt vertrat, kamen vom WCC-Chef auch andere Töne:
Mit einem Augenzwinkern begann er: „Hier klopfen sonst Narren, die sehen wie Blinde und hören wie Taube.“ Ein erprobtes Karnevalspublikum konnte er jedoch voraussetzen, und so wurde der Auftakt ein Stimmungstest: „Worbis … Helau!“ hallte es als Antwort, und die närrische Meute war im Element.
In seiner Rede thematisierte der Bürgermeister auch den Wunsch nach einem neuen Saal, erinnerte aber daran, dass ohne Geld keine Party gefeiert werden kann. „Es ist wie zu Hause: Wer die Party bestellt, muss auch die Sause bezahlen.“ Ein kleiner Verweis auf die leere Stadtkasse – doch Zwingmann ließ sich von finanziellen Engpässen nicht die Laune verderben.
Besonderen Applaus gab es, als er der närrischen Prinzessin Daniela, die „Miss Landesgartenschau“, zum Geburtstag gratulierte und sie als Hochadel des WCC ehrte. Am Ende gab sich der Bürgermeister geschlagen und überließ den Narren symbolisch den Schlüssel zur Stadt – in der Hoffnung auf „ein paar närrische Ideen.“
Thomas Rehbein, Vorsitzender des Worbiser Karnevalclubs (WCC), nahm in seiner humorvollen Büttenrede kein Blatt vor den Mund. Er startete mit der Wahl in Amerika und scherzte über die „Ampel-Koalition“ in Berlin, die aus seiner Sicht nur noch im Fußgängermodus vorankomme. – und nahm damit die nationale Politik ins Visier.
Doch der Fokus seiner Rede lag auf den Anliegen und Wünschen in Worbis. Mit einem Augenzwinkern erinnerte Rehbein die Anwesenden daran, dass der Traum vom eigenen Worbiser Saal zum 70. Jubiläum des WCC (wenigstens dann Grundsteinlegung) endlich wahr werden sollte, trotz finanzieller Engpässe. Die Solidarität in der Stadt, betonte er, sei entscheidend, um solche Projekte möglich zu machen – ganz nach dem Motto „gemeinsam sind wir stark“.
Er lobte den Entschluss, den Jugendclub künftig in der Stadtparkklause unterzubringen, direkt neben dem Rathaus. Diesen neuen Treffpunkt für die Jugend bezeichnete er als Erfolg für alle. Dem letzten Bürgermeister sei der einstige Jugendklub zum Opfer gefallen. Er hätte dazu nicht einmal die Stadträte gebraucht, um die Entscheidung zu fällen, das sorgte für Entsetzen an so manchen Stellen, sagte Rehbein in der Bütt.
Die aktuelle WCC-Prinzessin Daniela konnte heute jede Menge Glückwünsche zu ihrem Geburtstag entgegennehmen. Am kommenden Samstag wird das Prinzenpaar Daniela I. und Steffen I. beim Karnevalsabend in Kaltohmfeld würdevoll verabschiedet. Wer das neue Paar sein wird, hat sich bis zu uns noch nicht herumgesprochen.
Ilka Kühn