Etwa jeder dritte Diabetiker entwickelt einen Nierenschaden. Diese sogenannte diabetische Nephropathie bleibt allerdings häufig lange unbemerkt. „Symptome wie Erschöpfung oder Wassereinlagerungen treten meist erst auf, wenn die Nieren stark geschädigt sind“, erklärt Professor Dr. Julia Weinmann-Menke von der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie im Apothekenmagazin „Diabetes Ratgeber“.
Zuckerwerte optimieren, Blutdruck senken
Ob der Diabetes die Nieren angreift, hängt auch von der erblichen Veranlagung ab. Doch Diabetiker können viel tun, um ihr Risiko für eine Nephropathie zu senken oder sie auszubremsen. Wird der Schaden früh erkannt, lassen sich ernstere Probleme bis hin zum Nierenversagen oft verhindern. „Teilweise lassen sich diabetesbedingte Schäden an den Filtergefäßen der Niere wieder rückgängig machen“, sagt Dr. Ludwig Merker, Diabetologe an einem Nierenzentrum in Dormagen.
Eine wichtige Strategie zum Schutz der Nieren: die Zuckerwerte optimieren. Patienten sollten mit ihrem Arzt besprechen, welche Werte angestrebt werden sollten. Der Blutzucker-Langzeitwert sollte möglichst unter 7,5 Prozent (58 mmol/mol) liegen. Auch zu hoher Blutdruck schadet den Nierengefäßen. Hier sollten die persönlichen Zielwerte mit dem Arzt besprochen werden. Günstig für die Nieren sind blutdrucksenkende ACE-Hemmer oder AT-1-Blocker, die Diabetikern oft auch bei Nierenschäden ohne Bluthochdruck verordnet werden.
Fertigprodukte mit viel Salz belasten die Nieren
Gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung helfen, die Blutwerte zu verbessern und Übergewicht abzubauen – zum Schutz der Nieren. Denn starkes Übergewicht belastet die Filterorgane besonders: Zum einen muss mehr Körpermasse entgiftet werden, zum anderen fördert Bauchfett Entzündungsvorgänge, die auch den Nieren schaden. Außerdem: Salz beim Essen reduzieren. Insbesondere Fertigprodukte enthalten meist viel Salz.
Um die Nieren zu schützen, sollten Diabetiker zudem viel trinken – etwa eineinhalb bis zwei Liter sollten es über den Tag verteilt schon sein. Erst wenn die Nierenfunktion stark nachgelassen hat, kann es nötig werden, die Trinkmenge zu beschränken. Eine weitere wichtige Maßnahme zum Schutz der Nieren: mit dem Rauchen aufhören. Nikotin ist ein Gefäßgift. „Und viele dabei inhalierte Gifte werden über die Nieren ausgeschieden – das beschleunigt deren Schädigung“, betont Diabetologe Merker.
Auch manche rezeptfreien Medikamente können die Nieren schädigen, etwa Schmerzmittel mit den Wirkstoffen Ibuprofen, Diclofenac, Acetylsalicylsäure (ASS) und Naproxen. Tipp: Wer einen Nierenschaden hat, sollte in der Apotheke darauf hinweisen – auch wenn man sich ein frei verkäufliches Mittel holt.
Das Apothekenmagazin „Diabetes Ratgeber“ 11/2020 liegt aktuell in den meisten Apotheken aus.