Archäologen machen spannende Funde auf Gartenschau-Gelände. Hier eine Übersicht über die Ausgrabungsbereiche. Foto: Thomas Apel

Leinefelde. Unter der Leitung von Dr. Robert Knechtel vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie bringen die aktuell laufenden baubegleitenden archäologischen Untersuchungen auf dem Landesgartenschau-Gelände im Leinefelder Süden spannende und neue Erkenntnisse zur mittelalterlichen Ortschaft Kirrode.

Dr. Robert Knechtel erläutert vor Ort die Bedeutung der neuen Ausgrabungserkenntnisse. Fotos: René Weißbach


„Die Ausgrabungen zeigen, dass das Dorf bereits im 10./11. Jahrhundert existierte, entgegen
der bisherigen Annahme, die es auf das 13./14. Jahrhundert datierte. Es befand sich an einer
bedeutenden Straßenverbindung, die von Birkungen kommend in Richtung Leinefelde führte
und eine Verbindung vom Thüringer Becken über den Dün ins Leinetal darstellte. Die Dorfbewohner waren Teil eines größeren Handelsnetzwerks. Einblicke in das damalige Leben
ergeben ein Bild einer Gemeinschaft, die sich auf Ackerbau und verschiedene Gewerke stützte, darunter auch der Betrieb einer Wassermühle“, erläutert Stefan Nolte, Leiter des Landesgartenschau-Teams.

„Diese Mühle war bisher nur aus schriftlichen Quellen bekannt. Die aktuellen denkmalfachlichen Begleitungen haben in der Ohne-Niederung Steinfundamente zum Vorschein gebracht, die mit hoher Wahrscheinlichkeit der Wassermühle von Kirrode zugeordnet werden können. Weitere Untersuchungen werden Aufschluss über den genauen Aufbau, die Struktur und die chronologische Entwicklung dieser Anlage geben“, erklärt Robert Knechtel.

Zudem seien im Bereich des geplanten „Landmarken“-Standorts auf dem Gelände zahlreiche Reste ebenerdiger Wohnbauten aufgetaucht. Diese jüngsten Befunde bieten neue Möglichkeiten für die Rekonstruktion der mittelalterlichen Wohnbebauung von Kirrode. „Weiterhin soll auch der Standort der ehemaligen Kirche des Dorfes untersucht werden“, so Knechtel.

Der Archäologe äußerte sich begeistert über die bisherigen Ergebnisse: „Ein derart umfassender Einblick in verschiedenste Bereiche des ländlichen mittelalterlichen Lebens einschließlich der Nachweise von Dorfbefestigung, Bauten, Wohn- und Arbeitsbereichen sowie religiöse Anlagen ist im mitteldeutschen Raum bislang selten gelungen.“