„Das hatten wir noch nie!“, sagt Prof. Walter Krämer, Vorsitzender des Vereins Deutsche Sprache (VDS) verblüfft zur Wahl von Ursula von der Leyen, „dass jemand diesen unrühmlichen Titel gleich zweimal bekommt, ist vorher noch nie passiert.“ Die EU-Kommissionspräsidentin wurde von den VDS-Mitgliedern zu der Person gewählt, die im vergangenen Jahr besonders nachlässig mit der deutschen Sprache umgegangen ist. 2014 hatte sie den Titel schon mal inne.

Die Mitglieder des VDS wählten von der Leyen auf den ersten Platz. „Frau von der Leyen drückt sich bestimmt besser auf Englisch aus als manch ein anderer deutscher Politiker“, so Krämer, „aber warum drückt sie sich nicht auf Deutsch aus, der Sprache, in der sie fehlerfrei kommunizieren kann?“ Stattdessen nutze sie bei Verhandlungen und Mitteilungen Englisch, was fehleranfällig sei, da man als Nicht-Muttersprachler meist nicht alle feinen Nuancen einer Sprache kennt. „Es gibt ausgebildete Übersetzer, die dafür bezahlt werden. Außerdem sollte es selbstverständlich sein, als Repräsentantin eines Staates der EU auch dessen Sprache ganz natürlich als Teil dieser Repräsentanz zu sehen“, so Krämer weiter.

Platz 2 geht an das Berliner Traditionskaufhaus KaDeWe (Kaufhaus des Westens), das deutlich zeigt, wie wenig ihm an seinen deutschsprachigen Kunden gelegen ist. Statt verständlicher Werbebotschaften gibt es ein denglisches Kauderwelsch: „Entdecken Sie unseren Department Store: Internationale Designermarken und lokale Brands, Events und Specials, exzellenter Service. (…) Auf sieben Etagen erwartet Sie alles von Fashion über Beauty und Home bis hin zu Food. Limited Editions, Kooperationen und exklusive Edits vervollständigen die Vielfalt.“ Wer kein Englisch kann, hat hier verloren.

An dritter Stelle steht Bundesjustizministerin Christine Lambrecht. Ihr Ministerium hatte gleich einen ganzen Gesetzesentwurf nur für Frauen vorgelegt – von „Haftung der Schuldnerin“ und „Geschäftsleiterinnen“ war die Rede. Dieser Unfug wurde jedoch vom Bundesinnenministerium gestoppt – zurück bleibt ein peinlicher Versuch, Genderregeln durch die Hintertür zu verankern.

Vierter wurde der Autobauer Audi, der wegen seines Gender-Leitfadens aktuell in der Presse ist. Wer seinen Arbeitnehmern eine falsche Sprache aufzwingen will, hat nicht verstanden, wie Sprache sich entwickelt. Der VDS unterstützt daher einen Mitarbeiter des Audi-Mutterkonzerns Volkswagen, der gegen die Gendersprache vorgeht.

Auch die Tageszeitung taz (Platz 5) hat sich nicht mit Ruhm bekleckert: In einem Beitrag zum Welttoilettentag (und dem Fehlen von Hygieneorten) nannte sie im November 2020 Frauen „Menschen mit Gebärmutter“ – ein Schlag ins Gesicht für alle Frauen, die aufgrund von Fehlbildungen keine haben oder sie sich entfernen lassen mussten und damit psychisch zu kämpfen haben. Diese Ignoranz Frauen gegenüber ist den VDS-Mitgliedern negativ aufgestoßen.

Der Negativpreis „Sprachpanscher“ wird bereits zum 24. Mal vergeben. Bisherige „Preisträger“ waren u. a. der ehemalige Bahnchef Hartmut Mehdorn, der ehemalige Intendant des WDR, Fritz Pleitgen, und zuletzt die Tagesschau und die heute-Nachrichten.