Der Landesrettungsdienstplan für den Freistaat Thüringen sieht vor, die Einsätze der Notfallrettung und die Krankentransporte zukünftig elektronisch in den jeweiligen Einsatzprotokollen zu dokumentieren. Grundlage dafür ist die Ausstattung aller boden- und luftgebundenen Rettungsfahrzeuge mit der erforderlichen Hard- und Software. Bisher erfolgte die Einsatzdokumentation papiergebunden.
Mit der Einführung einer mobilelektronischen Einsatzdokumentation sollen die Zahl von Informationsbrüchen verringert und die Abläufe der Patientenversorgung vom Einsatzort bis in die Behandlungseinrichtung zum Wohle der Patienten deutlich verbessert werden.
Auf Basis ihrer Erfahrungen mit der Einführung eines vergleichbaren Systems für alle Noteinsatzfahrzeuge übernahm die Kassenärztliche Vereinigung Thüringens (KVT) die Koordination des Projekts und schloss für die Realisierung Kooperationsvereinbarungen mit einem Großteil der für die Rettungsdiensteinheiten zuständigen kommunalen Aufgabenträger. Das Projekt wird vom Thüringer Innenministerium mit 2,5 Millionen Euro gefördert und läuft bis Ende 2023.
Neben der Qualitätssicherung der Rettungseinsätze ermöglicht MEDiRett eine umfassende statistische Nachbereitung, deren Ergebnisse in die Weiterentwicklung der präklinischen Versorgung einfließen. So erleichtert die digitale Auswertung der anonymisierten Einsatzdaten beispielsweise die Planung der Rettungswachestandorte oder die Rettungsmittelvorhaltung. Darüber hinaus bildet MEDiRett einen wichtigen Baustein für die digitale Vernetzung zwischen den präklinischen (inkl. Luftrettung) und klinischen/stationären Versorgungseinrichtungen.So können beispielsweise onlinebasiert in Echtzeit die Betten- und Behandlungskapazitäten der Krankenhäuser abgefragt und auf Basis dieser Informationen die Notfallpatient:innen der nächstgelegenen geeigneten Zielklinik zugewiesen werden.
Mit einem Voranmeldetool besteht die Möglichkeit, in die aufnehmende Zielklinik wichtige Informationen zum Patientenzustand sowie die voraussichtliche Eintreffzeit der Rettungsmittel zu übertragen und direkt in der Notaufnahme anzeigen zu lassen. So können die Kliniken frühzeitig die geeigneten Maßnahmen vorhalten (z. B. Vorbereitung des Schockraums und Alarmierung der Behandlungsteams) und dadurch eine unterbrechungsfreie Weiterbehandlung der Patientinnen und Patienten sicherstellen. „Ich freue mich, dass mit MEDiRett bald ein weiteres wertvolles Instrument zur Digitalisierung der Rettungskette zur Verfügung steht“, so Innenminister Georg Maier. „Der Informationsgewinn, den das System bietet, vereinfacht den Austausch zwischen Rettungsdienst und medizinischen Versorgungseinrichtungen deutlich und hilft, Leben zu retten.“
„Wir stellen seit vielen Jahren als verlässlicher Partner des Freistaates Thüringen die notärztliche Versorgung sicher. Die Mobilelektronische Einsatzdokumentation wurde von unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bis zur Praxisreife entwickelt. Nun freuenwir uns, dass mit Hilfe der Landesförderung ein schrittweises Ausrollen dieser Innovation auf alle Einsatzfahrzeuge am Boden und in der Luft möglich wird“, sagt Dr. Thomas Schröter, zweiter Vorsitzender der KVT.
Die Einführung von MEDiRett erfolgt zunächst in den Rettungsdienstbereichen der Städte Jena und Weimar sowie des Landkreises Saalfeld-Rudolstadt, des Saale-Holzland-Kreises und des Rettungsdienstzweckverbandes Ostthüringen. Damit werden in den nächsten Wochenim Bereich Ostthüringen bereits etwa 90 von thüringenweit rund 265 Krankentransportwagen und Rettungstransportwagen mit MEDiRett ausgestattet.
Bereits im Jahr 2018 begann die KVT die Digitalisierung im Notarztdienst. In einem ersten Schritt wurde die elektronische Erfassung des Notarztprotokolls für den gesamten Notarztdienst umgesetzt. Dies generierte erstmalig eine landesweit einheitliche Datenlageder Notarzteinsätze. Das Projekt wurde vom Thüringer Gesundheitsministerium gefördert und 2020 abgeschlossen.