Am Freitag (9. September 2022) stellte Innenminister Georg Maier in der Fahrzeughalle der Feuerwache der Freiwilligen Feuerwehr Eisenach den Brand- und Katastrophenschutzbericht für das Jahr 2021 vor. „Ich freue mich, dass so viele junge Menschen den Weg zu den Jugendfeuerwehren finden, sagte der Minister.
Der Bericht, so Maier, mache aber auch deutlich, dass das Land sich der Wichtigkeit des Brand- und Katastrophenschutzes bewusst ist. „Im letzten Jahr hat das Land allein für den Brandschutz Zuwendungen i. H. v. 16 Mio. Euro ausgereicht. Zusammen mit dem Katastrophenschutz und die Kosten für die Feuerwehrschule und die übrigen Leistungen sprechen wir von rund 46 Mio. Euro Gesamtausgaben in diesem Bereich“, so der Minister.
„Ich möchte mich bei allen Kameradinnen und Kameraden für ihr Engagement bedanken. Insbesondere bei jenen Einsatzkräften, die im Ahrtal unterstützt haben. Das war gelebte Solidarität über alle Ländergrenzen hinweg“, betont Minister Georg Maier.
Zur Statistik:
Einsatzzahlen
Ahrtal in Rheinland-Pfalz besonders prägend
Infolge ergiebiger Niederschläge u.a. im Ahrtal (Rheinland-Pfalz) waren ab dem 16. Juli 2021 Thüringer Feuerwehren und Hilfsorganisationen zur Unterstützung im Einsatz. 992 Thüringer Einsatzkräfte halfen im Ahrtal über einen Zeitraum von mehr als drei Wochen bei der Sicherung der Trinkwasserversorgung, sicherten den Brandschutz in den verwüsteten Gebieten, betreuten und versorgten Betroffene, Erkrankte und Verletzte. Die geleisteten Einsätze flossen in die Thüringer Feuerwehrstatistik mit ein, so dass die Gesamtzahl der Hilfeleistungseinsätze – insbesondere bei „Menschen in Notlagen“, „Einsturz baulicher Anlagen“, „Wasser- & Sturmschaden“ und „Ölunfälle“ (als Einsätze mit gefährlichen Stoffen) stark vom Hochwasserereignis im Ahrtal geprägt ist.
Gesamtzahl der Einsätze erneut gestiegen!
Die Gesamtzahl der Einsätze ist mit insgesamt 35.705 Einsätzen gegenüber dem Vorjahr (34.169) um knapp 16 Prozent angestiegen. Damit sind sowohl die Gesamtzahl als auch die Steigerung neuer Spitzenwert seit Anfang der 90er Jahre in Thüringen. Dabei ist die Zahl der Brandeinsätze, unabhängig vom Brandausmaß, rückläufig. Eine leichte Zunahme ist bei den Fahrzeugbränden zu verzeichnen (+3 %). Mit 26.396 Einsätzen machen Hilfeleistungen etwa drei Viertel des Gesamteinsatzgeschehens aus und sind ursächlich für diesen Spitzenwert (+24,1 %). Nach zwei Jahren rückläufiger Tendenz hat die Anzahl der Fehlalarmierungen 2021 um etwa 5 % zugenommen, bewegen sich aber insgesamt auf dem Niveau der Vorjahre. Rund 16 % der Einsätze entfielen auf Fehlalarmierungseinsätze, z. B. durch Brandmeldeanlagen (BMA), was eine Verringerung um einen Prozentpunkt im Vergleich zum langjährigen Mittel ausmacht.
Weniger Brände, mehr Hilfeleistungen
Brandbekämpfungseinsätze nahmen einen Anteil von ca. 10 % unter allen Einsätzen ein. Nach wie vor sind die meisten Brände bei Wohngebäuden zu verzeichnen (948). Hinsichtlich Häufigkeit folgen Brände von Fahrzeugen (333), in Industriebetrieben (245) und in ungenutzten Gebäuden (154). Deutlich zurückgegangen ist 2021 die Anzahl der Wald- und Flächenbrände, die witterungsbedingt in den letzten Jahren sehr hoch war und auch 2022 aufgrund der langen Trockenheit wieder zunehmen werden. Ein Blick auf das Brandausmaß zeigt, dass es 84 % Kleinbrände, etwa 12 % Mittelbrände und erfreulicherweise nur weniger als 4 % Großbrände gab.
Das Verhältnis Brandbekämpfungs- und Hilfeleistungseinsätze hat sich erneut weiter in Richtung Hilfeleistung verschoben. 2021 entfielen auf einen Einsatz zur Brandbekämpfung mehr als sieben Hilfeleistungseinsätze. Im Vorjahr waren es noch 5. Besonders häufig musste der Rettungsdienst unterstützt werden, 5.047 Einsätze bedeuten eine Zunahme um 38 % zum Vorjahr. Hauptthema hierbei ist die sog. „Tragehilfe“ durch die Feuerwehren. Im Zuge der kommenden Novellierung des ThürBKG ist ein einheitliches Kostenerstattungssystem gegenüber den Trägern des Rettungsdienstes angedacht.
Mit 4.935 ist die Zahl der Hilfeleistungen zur Beseitigung von Wasser- und Sturmschäden ebenfalls sehr hoch. Hier mussten über 50 % mehr Einsätze bearbeitet werden als 2020. Heftige Regenfälle im Juni und das Sturmtief „Ignatz“ im Oktober verursachten beträchtliche Schäden.
Mitgliederzahlen
Zahl der Jugendfeuerwehrangehörigen erneut angestiegen
Seit 2006 können Kinder ab sechs Jahren in die Jugendfeuerwehr eintreten. Durch das unermüdliche Engagement in der Jugendarbeit konnte – wie in den Vorjahren – ein Zuwachs bei den Mitgliedern der Thüringer Jugendfeuerwehren erreicht werden. So erhöhte sich die Zahl der Jugendfeuerwehrmitglieder um 540 gegenüber dem Vorjahr auf 13.738 (+4 %). Die Steigerung ist sowohl bei den Landkreisen (+524), als auch bei den kreisfreien Städten (+16) festzustellen. Der merkliche Zuwachs in Altersklassen 10 bis 14 und 15 bis 18 wird als Resultat der hervorragenden Jugendarbeit in Thüringen gesehen.
Anzahl der Aktiven bei den Feuerwehren gleichbleibend
Neben den 1.065 (2020: 982) hauptamtlich Beschäftigten bei den Berufsfeuerwehren leisten 33.074 (2020: 33.110) ehrenamtliche Feuerwehrangehörige ihren Dienst bei den freiwilligen Feuerwehren. Damit ist die Zahl der Ehrenamtlichen in den Einsatzabteilungen nahezu konstant geblieben.
Viele Übertritte in die Einsatzabteilungen
Erfreulicherweise konnten wie in den Vorjahren viele Mitglieder der Jugendfeuerwehren in die Einsatzabteilungen der Freiwilligen Feuerwehren übernommen werden. Im Berichtsjahr haben 1.159 Jugendfeuerwehrangehörige den Übergang in die in die Gruppe der 16- bis 25-Jährigen der Einsatzabteilungen geschafft. Damit ist der Anteil dieser Feuerwehrangehörigen nach einem Rückgang im letzten Berichtsjahr wieder gestiegen und überschreitet aktuell das Niveau aus 2019. Der Anteil weiblicher Feuerwehrangehöriger in den Einsatzabteilungen beträgt 10,3 % und ist im Vergleich zum Vorjahr erneut leicht gestiegen. Der Frauenanteil bei den Freiwilligen Feuerwehren ist mit 10,4 % etwa doppelt so groß wie bei den Berufsfeuerwehren (5,3 %).
Zunahme von hauptamtlichem Personal in den Feuerwehren
Die Zahl der hauptamtlichen Feuerwehrangehörigen bei den Berufsfeuerwehren hat wie im Vorjahr um fast 4 % (2020: 843) zugenommen und ist damit auf 875 angestiegen.
Besonders deutlich wird die Zunahme von hauptamtlichem Personal bei den Freiwilligen Feuerwehren. Seit 2020 ist eine Steigerung um 68 auf jetzt 190 Beschäftigte zu verzeichnen. Es wird davon ausgegangen, dass kommunale Neustrukturierungen mit dem Ergebnis größerer Gemeindegebiete in Verbindung mit der Vielschichtigkeit und Zunahme administrativer und organisatorischer Aufgaben Gründe für die Schaffung weiterer, fester Beschäftigungsverhältnisse waren.
Notlagen, Verletzte, Brandtote
3.297 Personen wurden beim Einsatz der kommunalen Feuerwehren aus akuter Gefahr gerettet – davon 620 bei Bränden und 2.677 bei Hilfeleistungseinsätzen. Im Vergleich zum Vorjahr ist zwar eine Steigerung, jedoch im langfristigen Mittel keine gravierende Änderung erkennbar.
Die Zahl der registrierten verletzten Personen bei den Hilfeleistungen (ohne Feuerwehrangehörige) hat gegenüber den Vorjahren aufgrund der Zunahme der Einsätze deutlich zugenommen und liegt bei 3.889 (2020: 3.259). Die Zahl der bei Hilfeleistungseinsätzen verletzten Feuerwehrangehörigen hat sich von 63 auf 81 erhöht.
Bei Einsätzen zur Brandbekämpfung hat sich die Zahl der verletzten Personen mit 302 Verletzten entgegen dem Vorjahrestrend erfreulicherweise verringert. Die Zahl der bei Bränden verletzten Feuerwehrangehörigen gleicht in etwa dem Vorjahresniveau und liegt 2021 bei 56 (2020: 53). Insgesamt wurden damit bei den Einsätzen 137 Feuerwehrangehörige verletzt, getötete Einsatzkräfte sind im Berichtsjahr 2021 nicht zu beklagen.
Die Zahl der bei einem Brandereignis registrierten Toten ist zum Vorjahr gleichgeblieben. Im Zusammenhang mit Bränden verloren 14 Menschen ihr Leben.
Zuwendungen des Landes
Neuer Rekord bei Zuwendungen
Der Freistaat hat 2021 insgesamt rund 46 Mio. Euro für den gesamten Bereich des Brand- und Katastrophenschutzes, auch z. B. für die Thüringer Landesfeuerwehr- und Katastrophenschutzschule in Bad Köstritz oder den Digitalfunk, ausgegeben. Allein für den Bereich Brandschutz wurden Zuwendungsbescheide in Höhe von rund 16 Mio. Euro ausgereicht: Das ist neuer Rekord! (Zuwendungen der Vorjahre für kommunale Feuerwehr: 2018: 13,9 Mio. Euro, 2019: 7,8 Mio. Euro, 2020: 10 Mio. Euro)
Brandschutz
Rund 10 Mio. Euro entfallen auf Zuwendungen für die Beschaffung von Feuerwehrfahrzeugen, so dass 97 Fahrzeuge von den Kommunen neu- oder ersatzbeschafft werden konnten. Elf Feuerwehrhäuser und acht Sondereinrichtungen (Schlauchwerkstatt, Atemschutzwerkstatt, Netzersatzanlagen, usw.) konnten mit etwa 2 Mio. Euro gefördert werden. Die Errichtung von 22 neuen Sirenen und die Umrüstung von 433 Sirenen auf digitale Ansteuerung konnte mit mehr als 700.000 Euro unterstützt werden. Zusätzlich konnte etwa eine Million Euro für Maßnahmen des Katastrophenschutzes an die Aufgabenträger ausgegeben werden. Etwa 1,5 Mio. Euro konnten ausgereicht werden, um 7.396 Anträge auf Dienstkleidung bzw. Persönliche Schutzausrüstung zu bewilligen. Neben der Förderung der feuerwehrtechnischen Infrastruktur umfasst die finanzielle Unterstützung auch die Förderung der Jugendfeuerwehren und der Führerscheinerweiterungen. 13.184 Mal konnte die erhöhte Pauschale (seit 2018 25 Euro) je Jugendfeuerwehrmitglied bewilligt werden (ca. 330.00 Euro für Jugendfeuerwehren). Durch die Zuwendungen für die Führerscheinerweiterung konnten 158 Kameradinnen und Kameraden die Fahrerlaubnis für Lastkraftwagen über 7,5 Tonnen erwerben.
Katastrophenschutz
Der Freistaat Thüringen hat im Jahr 2021 das Ausstattungsprogramm im Katastrophenschutz fortgesetzt und die Ausstattung bei den Aufgabenträgern weiter komplettiert. So konnten 16 Mannschaftstransportwagen (MTW) für rund 88.000 Euro pro Fahrzeug, 6 Gerätewagen-Wasserrettung (GW-Wr) für rund 190.000 Euro pro Fahrzeug, 8 Rettungsboote 2 (RTB 2) inkl. 8 Trailer für rund 90.000 Euro pro Boot inkl. Trailer und Einsatzleitwagen (ELW 1) für rund 310.000 Euro pro Fahrzeug beschafft und an die Aufgabenträger übergeben werden. Insgesamt betrug das Investitionsvolumen 2021 des Landes für den Katastrophenschutz rund 6,3 Mio. Euro.
Zum Schluss die statistischen Durchschnitte:
(Angaben ohne Werkfeuerwehren)
Ø 35.705 Einsätze pro Jahr insgesamt
Ø 687 Einsätze pro Woche insgesamt (gerundet)
Ø 97 Einsätze pro Tag insgesamt (gerundet)
Ø 4 Einsätze pro Stunde insgesamt
Ø alle 15 Minuten Alarm für eine oder mehrere Feuerwehren
Ø 18 Stunden ist jeder Feuerwehrangehörige jährlich im Einsatz
Ø 3 Wohnungsbrände pro Tag
Ø 39 Stunden dauert ein Brandeinsatz
Ø 18 Stunden dauert ein Hilfeleistungseinsatz
Ø auf 1 Brandbekämpfungseinsatz entfielen 7 Hilfeleistungseinsätze
Ø jeder aktive Feuerwehrangehörige ist für ca. 62 Einwohner zuständig
Ø 9 Personen pro Tag durch Feuerwehr bei Einsätzen insgesamt gerettet