Erfurt/Heilbad Heiligenstadt (BiP). In Heilbad Heiligenstadt gibt es künftig eine weitere Regelschule. Das Bistum Erfurt beabsichtigt, die Bergschule St. Elisabeth nicht nur als katholisches Gymnasium zu betreiben, sondern in den nächsten Jahren zusätzlich eine zweizügige katholische Regelschule aufzubauen.
Da die jetzigen Schulräume am Friedensplatz allein schon für den gymnasialen Betrieb kaum noch ausreichen und zudem einer Sanierung bedürfen, plant das Bistum Erfurt einen Schulneubau an einem anderen Ort in der Stadt. Dort sollen die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums und der neuen Regelschule unter einem Dach lernen.
Wo das sein wird, konnte der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr am Mittwochabend (28.4.) bei einer Informationsveranstaltung der Schulgemeinschaft noch nicht sagen. Zwar habe man einen neuen Standort fest im Blick, aber über den Kauf des entsprechenden Areals müsse noch mit dem Eigentümer verhandelt werden, teilte der Bischof mit. Für die sich anschließende weitere Planung und die Bauarbeiten bis zum Bezug der Schule rechne man mit gut vier Jahren.
Natürlich habe das Bistum auch die Sanierung und Erweiterung der Bergschule am derzeitigen Standort geprüft und kalkuliert, berichtete Neymeyr den Lehrern und Angestellten des Gymnasiums sowie den Eltern- und Schülervertretern. Aber ein Neubau sei alternativlos. Das allein schon, weil mit der Regelschule die Schülerzahl von rund 670 auf etwa 900 steigen würde.
Aus der Portokasse lässt sich solch ein Großprojekt nicht finanzieren. Das Bistum Erfurt hat seit der Gründung seiner beiden Schulen in Erfurt und Heiligenstadt fortlaufend Gelder für deren Erhalt und Weiterentwicklung zurückgelegt, sagte der Bischof. Das könne man jetzt einsetzen. Grünes Licht gab es auch vom Diözesanvermögensverwaltungsrat, der in alle Überlegungen aktiv eingebunden war, führte der Bischof weiter aus.
Die unabhängig vom Bistum arbeitenden Fachleute dieses Kontrollgremiums hätten keinen Hindernisgrund für den beabsichtigten Schulneubau gesehen und der Realisierung des Vorhabens zugestimmt, sagte Neymeyr. Außerdem empfahlen die Experten einstimmig, für den Neubau auf die finanziellen Rücklagen des Bistums zurückzugreifen.
Der Bischof verweist auf die Chancen, die damit einhergehen. Das Bistum Erfurt investiere gleichzeitig in die Bildung junger Menschen wie in die Zukunft der katholischen Kirche im Eichsfeld. Gerade bei nachlassender Kirchlichkeit dürfe sich die Kirche nicht aus der Gesellschaft zurückziehen, sondern müsse „jungen Menschen den Wert des christlichen Menschenbildes und die Bereicherung des Lebens durch den christlichen Glauben nahebringen“, unterstrich Neymeyr.
Das Engagement des Bistums Erfurt für die Bildung mit einem christlichen Wertefundament begrüßte auch der Leiter der diözesanen Schulabteilung, Martin Fahnroth, bei der Informationsveranstaltung. Er sei sehr froh darüber, dass das Bistum als Schulträger in die Weiterentwicklung und Zukunft der Bergschule investiere. Das hätte Bedeutung weit über die Schule hinaus. „Das bedeutet auch ein klares Bekenntnis zum Eichsfeld! Wir stärken insbesondere mit der Regelschule das lokale Handwerk und helfen Ausbildungsbetrieben in der Region, qualifizierten Nachwuchs zu finden“, sagte Fahnroth.
Für Schulleiter Heinz-Peter Kaes geht ein lang gehegter Traum in Erfüllung. „Die Erweiterung um eine Regelschule ermöglicht, alle allgemeinbildenden Schulabschlüsse unter einem Dach anzubieten. Ich bin überzeugt, dass wir damit dem Wunsch vieler Eltern Rechnung tragen“, sagte Kaes. Zudem würden mit einer großen Durchlässigkeit zwischen den Schulformen gerade denjenigen Schülerinnen und Schülern neue Möglichkeiten eröffnet, die nach der Grundschulzeit noch nicht wissen, welchen Schulabschluss sie anstreben sollen.
Der Schulleiter freut sich, mit einem engagierten Kollegium in wenigen Jahren junge Menschen in einem modernen und lernförderlichen schulischen Umfeld unterrichten zu können. „Der Anspruch des Bistums, eine hochkarätige schulische Ausbildung anbieten zu können, wird damit vollumfänglich eingelöst werden“, zeigt sich Kaes überzeugt.
Bleibt die Frage, was aus der „alten“ Schule wird. Sie gehört den Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel, auch als Heiligenstädter Schulschwestern bekannt. Neben der „Bergschule St. Elisabeth, Staatlich anerkanntes Katholisches Gymnasium“, wie sie offiziell heißt, gibt es dort noch die „Bergschule St. Elisabeth, Staatlich anerkannte katholische berufsbildende Schule“ in Trägerschaft der Schulschwestern. Durch den Wegzug des Gymnasiums wird auch die Berufsschule profitieren, weil sie dann über mehr Räume für ihre Lehrer- und Schülerschaft verfügt. Eine Win-win-Situation also.
Dass sich bei aller Freude über die neuen Möglichkeiten beider Bergschulen auch manchmal Wehmut angesichts der neuen Entwicklungen einstellen wird, dürfte verständlich sein. Nicht nur, weil im Gymnasium und der Berufsbildenden Schule seit 30 Jahren gemeinsam unter einem Dach gelehrt und gelernt wird. Ursprünglich zählten die Schulschwestern gemeinsam mit dem Bistum Erfurt und dem Verband der katholischen Kirchengemeinden Heiligenstadt zur Trägergesellschaft des Gymnasiums, bis sich die Schwestern Ende 2017 aus der Trägerschaft zurückzogen. Gemeinsam hatte man vieles geschafft. Seit 2019 ist das Bistum alleiniger Träger.
„Wenn wir also gehen“, sagte Bischof Neymeyr, „dann gehen wir mit einer Träne im Auge und voller Dankbarkeit für die gemeinsame Zeit. ‚Aus den Augen, aus dem Sinn‘, wird es nicht geben. Dafür verbindet beide Schulen, der Orden und das Bistum zu viel. Außerdem bleiben wir doch in derselben Stadt. Die Bergschulen gehören nach Heiligenstadt – daran wird sich nichts ändern“, unterstrich Bischof Neymeyr.