IHK. Für den Einzelhandel ist die Adventszeit die mit Abstand umsatzstärkste Zeit des Jahres. Nach zwei harten Corona-Krisenjahren haben die Unternehmen hohe Erwartungen und hoffen auf ein robustes Weihnachtsgeschäft. Obwohl die Verbraucherstimmung im Oktober erstmals wieder leicht über das historische Tief geklettert ist, sorgen die Energiekrise und die hohe Inflation für Verunsicherung in der Branche.

Angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen scheint ein erfolgreiches Geschäft in weite Ferne zu rücken.

Robert Luhn, Geschäftsführer des Kaufhauses Moses in Gotha konstatiert: „Für das Weihnachtsgeschäft 2022 sind wir bei Moses in Gotha vorsichtig optimistisch. Wir rechnen damit, an die Umsätze der Vor-Coronazeit – also 2019 – anknüpfen zu können.“ Diesen hoffnungsvollen Blick auf die kommenden Wochen bestätigte auch eine repräsentative Umfrage des Handelsverbandes Deutschland (HDE). Fast ein Fünftel der Befragten plane demnach, mehr als 300 Euro für Weihnachtsgeschenke auszugeben. Im Vergleich zum Vorjahr wollen mehr als 40 Prozent die Höhe ihrer Ausgaben für Geschenke zum Jahresende stabil halten.

„Doch dieser Optimismus ist nicht ungeteilt und branchenabhängig“, betont IHK-Hauptgeschäftsführerin Dr. Cornelia Haase-Lerch und ergänzt: „Die hohen Belastungen durch die Energiekrise und die Inflation trüben die Aussichten.“ Abzuwarten bleibe, wie sich die aktuellen Herausforderungen auf die Verkaufszahlen auswirken. Auch Andreas Dötsch, Inhaber des MultiMedia-Stores Gotha – Spezialist für Mobilfunk, Internet und PC, ist skeptisch. „Was meine Branche angeht, wird teilweise uralte Technik eher repariert oder notdürftig instantgesetzt, statt diese auszuwechseln oder neu anzuschaffen.“ Malcolm Crowson von „Crowson Spiel & Souvenir“ in Eisenach ist da eher optimistisch: „Das Weihnachtsgeschäft ist gut angelaufen“, denn die Klassiker unterm Tannenbaum seien weiterhin Spielsachen für Kinder.

Preisbewusstsein in diesem Jahr besonders hoch

Für alle gilt: Der Preis muss stimmen. In Zeiten knapper Kassen wird besonders preisbewusst gekauft. Die ursprünglich amerikanischen Angebotstage „Black Friday“ und Cyber Monday“ sind deshalb besonders umsatzträchtige Verkaufstage für den Einzelhandel und bei Verbrau-chern fest etabliert. Laut einer Umfrage von Oracle Retail erwarten aktuell 69 Prozent der deutschen Konsumenten Rabattaktionen. Dabei ist der bei Händlern eher unbeliebte „Black Friday“ mit 52 Prozent der Spitzenreiter unter den Angebotsaktionen. Es folgen die Amazon Prime Days und erst dann die klassischen Weihnachts-Sales-Aktionen (22 Prozent der Be-fragten). Drei Viertel der Konsumenten, die die Aktionstage Ende November nutzen wollen, geben laut dem Marktforschungsunternehmen IFH Köln an, dieses Jahr noch stärker auf Preise zu achten und nur gezielt Produkte zu kaufen, die sowieso als Anschaffung geplant waren.

Onlinehandel verliert an Wachstum

Erstmals findet auch im Online-Handel eine Normalisierung statt. Nach zwei krisenbedingt besonders umsatzstarken Jahren verzeichnet der HDE für 2022 einen realen Rückgang der Onlineumsätze um 7,2 Prozent. Für die letzten beiden Monate des Jahres geht der Handelsverband von einem nominalen Umsatzplus von 5,4 Prozent aus. Preisbereinigt ergibt sich allerdings ein Minus von vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Für Unternehmen im Einzelhandel bleibt es also schwierig.

Blick auf 1. Halbjahr 2023 gerichtet

„Mit voller Hoffnung auf Besserung schauen wir nun auf das erste Halbjahr 2023, denn jede Krise birgt ja bekanntlich auch ihre Chancen“, so Andreas Dötsch erwartungsvoll. Die Entwicklung der kommenden Monate seien entscheidend.

„Aktuell sinken die Verbraucherpreise erstmal seit 2020. Das könnte ein Indikator dafür sein, dass der Peak der Inflation erreicht ist. Das wäre ein tolles Weihnachtsgeschenk für Deutschland. Denn dann gäbe es auch für die Unternehmen aus Nord-, Mittel- und Westthüringen ein Aufatmen“, schließt die IHK-Chefin.