Wort zum Sonntag von Pfr. Gregor Arndt

Stadtfest in Leinefelde, Wahlplakate und Eventwerbung an den Straßenrändern, das Wetter tut sein Übriges – die Straße wird in diesen Tagen neu entdeckt. Und früher?
Es ist die Zeit der heiligen Elisabeth und des heiligen Franz. Es ist die Zeit einer sich in Europa ausweitenden Globalisierung. Märkte entstehen und die in die Höhe schießenden Dome und Kathedralen stehen neben den sich entwickelnden Universitäten.

Wallfahrer, Vagabunden und Bauleute sind unterwegs. Kölner Bauhütten lassen den Dom im spanischen Burgos entstehen, französische die Kathedrale im benachbarten Leon. Jakobuspilger können das noch heute bestaunen. Menschen sind unterwegs. Einen regelmäßigen Gottesdienstbesuch gibt es nur noch in den Klöstern. Der Papst erlässt die Order, wenigstens einmal im Jahr die Heilige Kommunion und das Bußsakrament zu empfangen. Moralische Vorgaben haben freilich damals wie heute wenig Nachhall.

Die tiefe von der heiligen Kommunion geprägte Spiritualität einer jungen Ordensfrau und deren lebenspraktische Kreativität lassen die Idee wachsen, das „Allerheiligste“ aus dem Tabernakel, dem „Sakramentshäuschen“, auf die Straße zu bringen. Einer Generation, die ständig unterwegs ist, einer Mentalität, die nach dem Besonderen sucht, schenkt Juliane von Lüttich im 13. Jahrhundert das Fronleichnamsfest. Zünfte und Stände, Bürger und Bettler ziehen mit der die heilige Hostie schmückende Monstranz durch die Straßen. Sie halten Fürbitte und preisen den HERRN mit Liedern.

Wenn am Donnerstag, 16. Juni, im Eichsfeld Fronleichnamsprozessionen gehalten
werden oder zumindest der Eucharistische Segen vor dem Kirchenportal gespendet wird, stehen wir in alter Tradition und zugleich im Trend: Die Straße wird neu entdeckt – zu Gottes Lob und Menschen Freude.
Gottes Segen auf allen Wegen, Pfarrer Gregor Arndt