Göttingen. Die Stadt Göttingen erhält Fördermittel vom Bund, um einen Stadtwasserhitzeplan nach dem Schwammstadtkonzept zu entwickeln. Mit den Projektmitteln in Höhe von 250.000 Euro, 25.000 Euro davon als städtischer Eigenanteil, wird die Stadt in den kommenden zwei Jahren Klimaanalysen durchführen und Ideen für bauliche Maßnahmen entwickeln. Ziel ist, dass Gebiete, die heute und zukünftig durch Hitze und Starkregen beeinträchtigt sind, gegen zunehmende Klimafolgen gewappnet sind.


Die Idee der Schwammstadt ist es, Regenwasser dort, wo es fällt, direkt zu speichern und nicht mehr ungenutzt über die Kanalisation aus der Stadt zu leiten. „Regenwasser ist eine wertvolle Ressource. Wir müssen es aktiv in der Stadt halten, damit es der Stadtnatur während Hitze und Trockenheit zur Verfügung steht. Das ist in Zukunft entscheidend, da Pflanzen und unverbaute Böden die Stadt nur kühlen, wenn ausreichend Wasser verdunsten kann“, betont Göttingens Oberbürgermeisterin Petra Broistedt.


Es gibt viele gute Beispiele, wie dieses Prinzip im Straßenraum, auf Grundstücken oder an Gebäuden umgesetzt werden kann. Im Kern gilt es, neuen Raum für Pflanzen, Gewässer und unverbaute Böden zu schaffen. Es geht um Entsiegelung, offenporige Pflasterbeläge, Dach- und Fassadenbegrünungen, Staudenbeete, Baumneupflanzungen mit Platz für große Wurzelräume oder die Offenlegung von überbauten Bächen. Diese Maßnahmen haben auch einen zusätzlichen Nutzen, denn sie tragen zur Verbesserung der Luft- und Aufenthaltsqualität bei und fördern die Artenvielfalt in Göttingen. Außerdem lassen sich die Maßnahmen untereinander effektiv verbinden, sodass je Standort unterschiedliche Schwerpunkte im Bereich Hitze- oder Starkregenvorsorge gesetzt und optimale Lösung gefunden werden können.


Das Zusammendenken von Hitze- und Starkregenvorsorge ist das Kernelement des neuen Stadtwasserhitzeplans, denn Hitze und Starkregenhaben in Städten den gleichen Ursprung und sind auch ohne Klimafolgen ein Problem. Straßen, Gehwege und Hausfassaden speichern tagsüber Wärme und heizen gerade im Sommer die Stadt weiter auf. Eine dichte Bebauung verringert zusätzlich besonders am Abend den ausgleichenden Luftaustausch, der zum Beispiel von kühlenden aber nur vereinzelt vorhandenen Grünflächen, Bäumen oder offenen Gewässer ausgeht. Es ist also abzusehen, dass in dichtbesiedelten Stadtgebieten Hitzeinseln entstehen, in denen oft auch die Überflutungsproblematik erhöht ist.

Das Prinzip der Schwammstadt kann Abhilfe in beiden Feldern schaffen. Mit dem neuen Projekt soll das gesamte Stadtgebiet aus der Perspektive der klimaangepassten Stadtentwicklung beleuchtet werden. Ziel ist es, auf der Grundlage von neuen Analysen konkrete Handlungsmöglichkeiten für Planer und Entscheider zu entwickeln.

Für diese Querschnittsaufgabe wurde eine Projektgruppe bestehend aus Mitgliedern der Göttinger Entsorgungsbetriebe sowie der städtischen Fachbereiche Stadtentwicklung, Tiefbau, Freiraumplanung, Grünflächenpflege, Unterer Naturschutzbehörde und dem Referat für Nachhaltige Stadtentwicklung eingerichtet. Gemeinsam werden sie das Göttinger Schwammstadtkonzept in den kommenden Monaten gestalten.