Abi-Abschluss 2023 Gymnasium Worbis. Foto: Millers Marketing

Große Kinderaugen, elegante Kleidung, aufgeregtes Geflüster und das Ausschauhalten nach
bekannten Gesichtern. Diese Beschreibung wäre sowohl für den Tag der Einschulung an der
Grundschule, vier Jahre später beim Übertritt an das Gymnasium und zuletzt auch am Tag des
Erhaltens der Abiturzeugnisse zutreffend. Einzig, die in den damaligen Kinderaugen äußerst
verlockende Zuckertüte fehlt im Juni 2023.

An ihre Stelle ist dafür ein Potpourri an vielfältigen Möglichkeiten getreten, das Verlockungen, Herausforderungen und Überraschungen bereithält – denn am vorletzten Juniwochenende erhielten 89 Absolventinnen und Absolventen des Staatlichen Gymnasiums „Marie Curie“ Worbis endlich ihre Belohnung für 12 Jahre Arbeit – ihr Abiturzeugnis.


Bei strahlendem Sonnenschein war bereits weit vor Beginn der Veranstaltung der Parkplatz der
Lindenhalle in Niederorschel sehr gut gefüllt, zusätzliche Stühle wurde aufgestellt und freudige, aber auch zugleich leicht wehmütige Anspannung lag in der Luft. Eröffnet wurde die Festveranstaltung durch das Saxophon-Quintett der Eichsfelder Musikschule unter der Leitung von Wolfang Busse. Begleitet durch ruhige Klänge zogen die diesjährigen Absolventen ein und bereiteten den Anwesenden einen ersten Gänsehautmoment. Egal, ob Eltern, Familie, Freunde
oder Lehrer und Gäste – allen war der Stolz und die Freude anzusehen, den heutigen Tag mit den
Abiturienten zu bestreiten.


Anschließend ergriff Bernd Schüler, Schulleiter des Gymnasiums, das Wort. Zu Beginn stellte er dabei dem Publikum aus dem Kinderbuch „Gute Nachgeschichten von Onkel Guido“ den Dinosaurier „Spike“ vor, der voller Tatendrang und Forschergeist seine Welt bereise. Während seiner Reise habe er Freundschaften geschlossen, nie den Mut verloren und sei wundersamen Kreaturen begegnet. Bernd Schüler ergänzte, dass diese Reise einmalig für den kleinen Dino gewesen sei und genauso einmalig sei der schulische Bildungsweg der diesjährigen Absolventen zu beschreiben. Schließlich mache man nur einmal im Leben Abitur. „Schule war und ist ein Ort zum Lernen und Leben lernen. Lehrer fördern und fordern dabei jeden Schüler bestmöglich. Schule ist mehr als nur ein Ort zum Pauken“.

Und diesen vertrauten Ort, der täglich den Mittelpunkt des Alltags darstellte, verließen die
Schüler nun und begäben sich auf eine neue Reise. Mit dem Zitat „Man kann keine neuen Erdteile
entdecken, ohne den Mut zu haben, alte Küsten aus den Augen zu verlieren.“ von André Gide leitete Bernd Schüler einen Vergleich zur Seefahrt ein, um zu verdeutlichen, dass Mut dazu gehört, Neues zu entdecken, auch wenn es sich anfänglich – ähnlich wie bei Christoph Kolumbus – um ein anderes Ziel erweise als gedacht. Veränderungen seien wichtig, sonst bleibe alles wie es ist. Am Ende ermahnte Bernd Schüler den 31. Abiturjahrgang erneut, sich an den kleinen Dino „Spike“ zu halten und außerdem stets an die zurückzudenken, die einen auf der Reise begleitet hätten.

Im Anschluss präsentierte der Schulchor „art of melody.“ gemeinsam mit der Schulband, beide unter der Leitung von Musiklehrer Martin Heddergott, eindrucksvoll den Song „This is me“ und sorgte für ein weiteres Highlight – wobei insbesondere Chiara Joelle Wiedenbruch, eine der diesjährigen Absolventinnen, mit ihrem Sologesang das Publikum verzauberte. Nach der Ausgabe der Abiturzeugnisse und einer weiteren musikalischen Darbietung von Band und Chor zeichneten die Kursleiter Sebastian Haubold, Angelina Krüger, Anke Rux und Dirk Schuchardt verschiedene Schüler für besonderes Engagement aus.

So wurde beispielsweise Hannes Hübler für ein hervorragendes Abitur mit dem Durchschnitt 1,0 geehrt. Auch Heley Jasmin Noorzai, Benedikt Henkel und Christina Föllmer erhielten auf der Bühne eine gesonderte Auszeichnung, da sie neben einem sehr guten Abiturdurchschnitt von 1,1 in verschiedenen Fächern, wie zum Beispiel Chemie oder Physik, außergewöhnliche Fähigkeiten unter Beweis gestellt haben.

Tim Luca Diegmann, seines Zeichens Schulschülersprecher, und Antonia Watterott ergriffen im
Anschluss stellvertretend für die Absolventen das Wort. Beginnend mit einem Blick zurück an den ​ Anfang dieser Reise – die Einschulung am Gymnasium – stellten sie schnell fest, dass sich die
Prioritäten und Erwartungen von damals doch ein wenig verändert hätten – heute empfänden sie das Fangenspiel in der Hofpause weniger erstrebenswert. Antonia ergänzt noch: „Wer hätte gedacht, dass wir die schönsten Jahre unserer Jugend zu Hause im Homeschooling verbringen würden?“ und Tim fügte mit einem Schmunzeln hinzu: „Wer hätte gedacht, dass wir zwei Prüfungen der Besonderen Leistungsfeststellung im Jahrgang 10 – und das liegend im Bett – Corona sei Dank, geschenkt bekommen würden?“

Mit den nachfolgenden Worten umrissen die beiden Absolventen den weiteren Werdegang und riefen Erlebnisse wie die Kursfahrten, das Schreiben der Seminarfacharbeit oder das Organisieren von schulinternen Veranstaltungen, wie der Mottowoche oder das Absolvententreffen, in Erinnerung. Abschließend sprachen Tim und Antonia den Eltern, Lehrern und Kursleitern für ihr stetes Engagement und das Vertrauen, bestmögliche Leistungen zu erzielen, ihren Dank aus.

Um dem Wehmut und der emotional geladenen Stimmung entgegenzuwirken, erfüllten nun eher
rockige Klänge die Lindenhalle – so stellte die Schulband ihr Können und der Chor erneut sein
Rhythmusgefühl mit dem Song „Sweet Child O‘ Mine“ von Guns N‘ Roses unter Beweis. Dabei schaute das Publikum ehrfürchtig in Richtung Bühne und bestaunte, wie Hannes Hübler, Pauline Schneider und auch Martin Heddergott gekonnt ihre Finger über die Gitarre fliegen ließen. Das Mischpult übernahm dabei übrigens ein Schüler aus dem achten Jahrgang. Dank Conner Lange war die Energie des Songs für jeden greifbar.

Gegen Ende der Veranstaltung übernahm Dr. Daniel Bertram, der Vorsitzende des Schulfördervereins, das Wort und kam nach eigenen Angaben „der Rolle des Rausschmeißers“ nach. Zuvor wollte er jedoch den Abiturienten noch drei Ratschläge mit auf den Weg geben. Zum einen sollten sich die Absolventen auf ihrem Weg in Richtung Zukunft nicht nur nach dem „Müssen und Können, sondern auch nach dem Wollen“ orientieren. Zum anderen verwies Herr Dr. Bertram darauf, dass es bei der Reise auch stets um Menschen gehe. So müsse man den neuen Weg nicht allein gehen und zugleich könne man darauf vertrauen, dass jemand auf einen wartet, sollte sich der eingeschlagene Weg als nicht richtig erweisen. Zuletzt erinnerte er daran, dass man auch umkehren könne. So sei der Ausspruch „Scheitern ist keine Option“ unsinnig und möge schnell vergessen werden.


Der Song „Les Champs-Elysées“, gespielt durch das Saxophon-Quintett, bildet den musikalischen
Abschluss und beendete eine gelungene Veranstaltung.
Nadine Böhlitz