Rosenmontagsumzüge sind mit Stress für die eingesetzten Pferde verbunden. Foto: Deutscher Tierschutzbund e.V.

Anlässlich der bevorstehenden „fünften Jahreszeit“, wiederholt der Deutsche Tierschutzbund seine Forderung, Pferde nicht in Karnevalsumzügen einzusetzen. Denn das, was die Fluchttiere während der Rosenmontagsumzüge erwartet, ist selbst für routinierte Pferde belastend:

Wurfgeschosse, Lärm, Menschengedränge, unerwartete Berührungen. Städte wie Bonn haben den Ernst der Lage schon im vergangenen Jahr erkannt und gestalten den Rosenmontagsumzug erneut ohne Pferde. Die Karnevalshochburg Köln hingegen setzt auch dieses Jahr alleine 37 Kutschen ein – dabei kam es dort in der Vergangenheit bereits zu einem schweren Unfall.

„Pferde, die bei Karnevalsumzügen – nicht nur beim großen Kölner Rosenmontagszug – mitlaufen, müssen Menschenmassen, teilweise betrunken, laute Musik und Gedränge ertragen. Das alles bedeutet Stress und ist eine Belastung für die sensiblen Fluchttiere. Geworfene Süßigkeiten können sie treffen. Immer wieder werden die Pferde unvorbereitet von fremden Menschen angefasst. Stundenlang müssen sie teils schwere Kutschen ziehen. Besonders das Stop und Go ist ein Kraftakt für die Pferde.

Hinzu kommt ein unkalkulierbares Sicherheitsrisiko, was mehrere Unfälle mit durchgehenden Pferden in der Vergangenheit bewiesen haben“, sagt Andrea Mihali, Tierärztin und Expertin für Pferde beim Deutschen Tierschutzbund. Aus Gründen des Tierschutzes und der Sicherheit aller Beteiligten, plädiert der Verband dafür, zukünftig ganz auf den Einsatz von Pferden zu verzichten, wie es die Stadt Bonn bereits im zweiten Jahr handhabt.

Daran, dass Umzüge für Pferde einen großen Stressfaktor darstellen, änderten auch die strengeren Leitlinien des Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz in Nordrhein-Westfalen wenig, die seit 2023 beim Einsatz von Pferden in Karnevalsumzügen greifen, so der Deutsche Tierschutzbund. Den Leitlinien nach muss es unter anderem möglich sein, Pferde an mehreren Punkten der Zugsstrecke herauszunehmen. Zudem sollen Pferde möglichst nur am Anfang oder am Ende eines Zugs positioniert werden – und nicht in der Nähe einer Musikkapelle.

Für die Jecken am Straßenrand stellen Pferde in Karnevalsumzügen zudem ein unkalkulierbares Risiko dar. 2018 wurden fünf Menschen beim Rosenmontagszug in Köln verletzt – vier von ihnen schwer, weil Pferde einer Kutsche durchgingen. Im Jahr zuvor ereignete sich ein Unfall beim Bonner Umzug. Ein Pferdegespann ergriff samt Wagen unkontrolliert die Flucht und kollidierte unter anderem mit parkenden Autos.

Auch für Hunde bedeutet Karneval Stress

Nicht nur für Pferde, sondern auch für Hunde wird das närrische Treiben schnell zum Stressfaktor. Der Deutsche Tierschutzbund appelliert daher an alle Tierfreunde, ihre Vierbeiner weder in ein Kostüm zu stecken noch sie mit zum Straßenkarneval oder auf eine Sitzung zu nehmen. Die Menschenansammlungen und der Lärm können Stress und Angst auslösen. Wurfgeschosse, Glassplitter und für Hunde giftige Süßigkeiten stellen zudem ernste Gefahrenquellen dar.