Draußen liegt Schnee und es blühen Kirschzweige. Natürlich nicht im Freien. Hermann-Josef Montag aus Küllstedt hat uns ein Foto seines blühenden Kirschzweiges am Fenster geschickt. Herzlichen Dank. Der blühende Kirschzwei zu Weihnachten ist ein alter Brauch.
Wer zu Weihnachten ein Blütenwunder erleben möchte, sollte zum Barbaratag am 4. Dezember im Garten ein paar Zweige vom Kirschbaum schneiden und in eine Vase stellen. Mit guter Pflege blühen die Zweige dann genau am Weihnachtsmorgen.
In den drei Wochen bis Weihnachten sammeln die Knospen exakt die Wärmesumme, die ihnen sonst im Frühjahr den biologisch richtigen Start anzeigt. Generell geeignet sind zahlreiche Frühblüher, darunter Gartengehölze wie Forsythie und Zierjohannisbeere sowie die heimische Haselnuss, Schlehe und Kornelkirsche. Bitte aber keine Zweige aus der freien Natur entnehmen!
Bevor es warm wird, muss es erst mal kalt gewesen sein. So jedenfalls ist es bei vielen heimischen Pflanzen einprogrammiert. Ein Frühling, ohne dass zuvor Winter war, ist nicht vorgesehen. Wenn wir also mit einem Warmwasserbad den Barbarazweigen den Start des Frühlings vorgaukeln wollen, müssen diese vorher Kälte ausgesetzt gewesen sein. Dazu reichen meist einige wenige Frosttage. Fehlen diese, was Anfang Dezember gerade in den Flusstälern nicht ungewöhnlich ist, hilft es auch, die Zweige ein bis zwei Tage ins Gefrierfach zu legen.
Danach sollten die Barbarazweige einmal über Nacht in lauwarmes Wasser gelegt und schließlich in eine Vase mit frischem Wasser gestellt werden. Es empfiehlt sich, das Vasenwasser alle drei bis vier Tage auszutauschen. Vorsicht vor allzu warmen Räumen oder unmittelbarer Heizungsnähe: Zu viel Hitze kann schaden und die Zweige vertrocknen.
Woher stammt der Brauch? Und wer war diese Barbara?
Barbarazweige sind eine alte, aber fast vergessene Weihnachtstradition. Öffnen sich die Kirschblüten genau am Weihnachtsmorgen, verheißen sie ihrem Besitzer Glück für das nächste Jahr. Vermutlich geht der Brauch auf das Orakel der germanischen Lebensruten zurück.
Die heilige Barbara war eine Kaufmannstochter um 300 nach Christus aus Nikomedia, dem heutigen Izmet in der Türkei. Vor jeder Reise sperrte der eifersüchtige Vater sie in einen Turm. In ihrer Einsamkeit trat die Gefangene zu den damals verfolgten Christen über. Als ihr Vater dies erfuhr, zeigte er sie bei der Obrigkeit an. In seinem Zorn lieferte der Vater Barbara nicht nur Anklage und Folter aus, sondern nahm die Hinrichtung der Sage nach gleich selbst in die Hand. Danach wurde er dann prompt vom Blitz erschlagen.
Und weshalb heißen die getäuschten Kirschblüten nun „Barbarazweige“? Als Barbara in den Kerker gezerrt wurde, verfing sich ein Kirschenzweig in ihrem Kleid. Mit etwas Wasser aus ihrer Trinkschale habe die spätere Heilige ihn benetzt und am Tage ihrer Hinrichtung öffneten sich die Blüten, so die Sage.
(Quelle: Nabu)