Das Bistum Erfurt hat einen geeigneten Standort für den Neubau der Bergschule St. Elisabeth gefunden und beabsichtigt, in der Südstadt von Leinefelde zu bauen. Das gab das Bistum heute auf einer Pressekonferenz in der Bergschule in Heilbad Heiligenstadt bekannt.
Bei den Baukosten geht das Bistum Erfurt von rund 40 Millionen Euro aus. Keine Kleinigkeit für ein so kleines Bistum, wie Bischof Neymeyr einräumte. Dennoch sei es gut und sinnvoll, das Geld in diesen Schulneubau, also in die Bildung junger Menschen, zu investieren. „Wir wollen keine Missionseinrichtung bauen, sondern eine christliche Schule, die das christliche Menschenbild und die daraus resultierenden Werte den jungen Menschen vermittelt, und sie so zu selbstbestimmten Menschen mit sozialem Verantwortungsbewusstsein erziehen“, sagte Neymeyr.
Dem Bischof ist die Umsetzung eines modernen pädagogischen Schulkonzeptes wichtig. „Keine Kompromisse“, mahnte darum Neymeyr, erst recht angesichts der gewaltigen Bausumme.
Ursprünglich sahen die Pläne der Diözese vor, den Neubau in Heilbad Heiligenstadt zu verwirklichen, wo die Bergschule seit 1991 betrieben wird. In der Stadt fand sich zwar ein möglicher Bauplatz, aber nach Anwohnerbeschwerden und Protesten bat die Stadt in einem Brief an Bischof Neymeyr, vom Standort „Am unteren Iberg“ Abstand zu nehmen. Man könne weder eine Mehrheit noch einen positiven Beschluss des Stadtrates für diesen Standort in Aussicht stellen, hieß es in dem Brief.
Alle weiteren von Heiligenstadt angebotenen Standorte erwiesen sich für einen Schulneubau als ungeeignet, führte Dombaumeister Andreas Gold als Projektleiter in der Pressekonferenz aus. „Das ergaben Gutachten von Sachverständigen, die für jeden der vorgeschlagenen Bauplätze intensive Prüfungen vorgenommen haben“, sagte er. Auch der bisherige Standort biete keine Zukunft.
Im Januar 2022 erreichte das Bistum Erfurt ein Brief aus der Stadt Leinefelde-Worbis zum Thema Schulneubau. Bürgermeister Marko Grosa bot dem Bistum an, wenn sich in Heiligenstadt kein Standort finden würde, in Leinefelde hätte die Stadt einen.
Das aktuell genutzte Schulgebäude im Besitz der Heiligenstädter Schulschwestern sei stark sanierungsbedürftig und schon jetzt für das Gymnasium zu klein. Die „neue“ Bergschule sei jedoch als Schulzentrum geplant und werde um eine Regelschule erweitert. „Ein neuer Standort ist unumgänglich“, unterstrich Andreas Gold.
Das gemeinsame Lernen unter einem Dach wird durch die gemeinschaftliche Nutzung von Fach-, Klassen- und Pausenräumen, Sporthalle, Aula und Schulhof unterstrichen. Der Schulhof erstreckt sich über zwei Ebenen, weil auch das Dach des flachen Baukörpers, der die Gebäudeteile verbindet, begangen und für schulische Zwecke genutzt werden kann.
Großzügige Fensterflächen machen das Gebäude licht und hell und erlauben Ein- und Ausblicke. Dass dadurch die Grenzen zwischen draußen und drinnen, im übertragenen Sinn zwischen Stadt und Schule, verschwimmen, ist durchaus gewollt. In der Leinefelder Bergschule sind das Leben und das Lernen so etwas wie die Brennpunkte einer Ellipse.
Für Martin Fahnroth, Leiter der Schulabteilung im Bistum Erfurt, entspricht die Architektur dieser Schule dem Konzept eines Katholischen Schulzentrums Neue Bergschule, wie es im Bischöflichen Ordinariat und in Zusammenarbeit mit der Schulleitung entwickelt wurde. „Ich bin sehr dankbar, dass es jetzt vorwärts gehen kann. Mit dem Neubau entsteht eine Verbundschule von Regelschule und Gymnasium, die eine hohe Durchlässigkeit zwischen den Schulformen bietet und dazu ein Bildungsangebot mit allen allgemeinbildenden Schulabschlüssen schafft“, sagte Fahnroth bei der Pressekonferenz.. Nicht nur örtliche Industrie- und Handwerksbetriebe dürften das zu schätzen wissen bei ihrer Suche nach qualifiziertem Nachwuchs.
Bürgermeister Marko Grosa reagierte mit großer Freude auf diese Nachricht und teilte in einer Pressemitteilung mit, dass in der Stadt alles dafür getan werden solle, damit das Bistum schnell in den Besitz der erforderlichen Flächen kommen kann. Bischof Ulrich Neymeyr dankte der Stadt Leinefelde-Worbis für das Angebot des Grundstücks in der Südstadt und bezeichnete den Neubau in Leinefelde als eine „Investition des Bistums Erfurt in die Zukunft des katholischen Eichsfelds.“
Leinefeldes Südstadt bietet in direkter Nachbarschaft zum Gelände der Landesgartenschau 2025 und unweit der katholischen Kirche und des Gemeindezentrums St. Bonifatius den dafür notwendigen Raum. Der erste Entwurf der beauftragten Architektin Claudia Späte aus Leipzig sieht drei Gebäudeteile für Gymnasium, Regelschule und Sporthalle vor, die miteinander verbunden sind und somit für die Schülerinnen und Schüler beider Schulformen eine gemeinsame Bildungslandschaft bieten.
Zuversichtlich zeigte sich auch Heinz-Peter Kaes, der Schulleiter der alten und neuen Bergschule. „Ich bin sehr erleichtert über die Entscheidung des Bistums, denn nun können wir an die Vorbereitung dessen gehen, was uns Leitgedanke gewesen ist: Wie können wir unser Gymnasium zukunftsfähig hier im Eichsfeld aufstellen? Und: Wie können wir für Schülerinnen und Schüler, die zunächst einmal kein Gymnasium besuchen wollen oder können, ebenfalls Bildung im christlichen Geist anbieten? Hier geht es um ein Angebot für künftige Schülergenerationen.“
Vor dieser Aufgabe hat Heinz-Peter Kaes großen Respekt, aber er zeigte sich sicher, „dass wir mit unserem jungen und kreativen Kollegium, gemeinsam mit Eltern und Schülerinnen und Schülern, den Neubau mit Leben erfüllen können.“
Vor dem Schulleiter liegen gewaltige Herausforderungen, denn die neue Bergschule wird nicht mehr die alte sein. Sind es heute 600 Schülerinnen und Schüler und rund 60 Lehrkräfte, werden das katholische Schulzentrum im Vollbetrieb 1.080 Kinder und Jugendliche besuchen, die von 104 Lehrkräften unterrichtet werden. Der Unterschied ergibt sich durch die Erweiterung der Bergschule um die Regelschule.