Worbis. Im Rahmen einer geografischen Fachexkursion besuchten wir Schülerinnen und Schüler der 10. und 12. Klassenstufe Ende November das Erlebnisbergwerk „Glückauf“ in Sondershausen, um Genaueres über die Entstehung, Nutzung und den Abbau von Kalisalz zu erfahren.
Nach einer kurzweiligen Busfahrt kamen wir gegen 10:30 Uhr am Schacht 1 des Erlebnisbergwerks „Glückauf“ in Sondershausen an. Dort wurden wir von Brigit Jung in Empfang genommen und in einen Raum geführt, in dem wir die vorgeschriebene Schutzkleidung anziehen konnten. Mit Helmen und Kitteln ging es für unsere Gruppe dann in eine Ausstellungshalle, in der zwei waschechte Bergmänner bereitstanden und uns mit einem heiteren „Glückauf“ begrüßten.
Udo Kurpat, für den heutigen Tag unser Besucherführer, erzählten uns dann etwas über die Sondershäuser Bergbaugeschichte und den Förderschacht, über den wir dann wenige Minuten später mit dem Förderkorb in die Grube einfuhren. Die Fahrt erfolgte mit vier Metern in der Sekunde in vollständiger Dunkelheit – ein sehr unheimliches Gefühl.
Nach ungefähr vier Minuten erreichten wir eine Tiefe von knapp 670m und konnten einen deutlichen Anstieg der Temperatur wahrnehmen. Unter Tage herrschen nämlich ganzjährig 23°C. Nach dem Verlassen des Förderkorbs stiegen wir auf die Besucher-LKWs und begannen unsere Rundfahrt.
Als Erstes sahen wir uns die Salzschichten in der Erde an und uns wurde erklärt, wie diese entstehen und wie viel Zeit vergehen müsse, damit Kalisalz in der vorhandenen Qualität entstehe. Danach wechselten wir die Perspektive, da wir auf einem Laugensee mit kleinen Spreewaldbooten umherschipperten.
Als Nächstes wurden wir zu einer Ausstellung gebracht, wo uns erzählt wurde, was die Bergwerke im II. Weltkrieg für zusätzliche Funktionen bekamen und wir konnten uns einzelne Überbleibsel, wie zum Beispiel eine Häftlingsuniform eines Juden, die oft Zwangsarbeit in Bergwerken verrichten mussten, anschauen. Wir erfuhren von Herrn Udo Kurpat, dass in Bergwerken während des Krieges nicht nur kostbare Dokumente und wertvolle Ressourcen gelagert, sondern auch Fabriken zur Munitionsherstellung erschaffen wurden, damit diese nicht vollständig bei Flugangriffen von Zerstörung betroffen waren.
Nach der Ausstellung ging es für uns mit den LKW weiter zur nächsten Station, an der verschiedene Arbeitsgeräte der Bergmannsgeschichte bestaunt werden konnten. Uns wurde dort darüber berichtet, wie früher der Tagesablauf eines Bergmannes aussah. So schilderte Herr Kurpat, dass Bergmänner meistens erstmal eine Strecke von bis zu drei Kilometern zurücklegen mussten, um zu ihrem Kaliabbauort zu gelangen. Dabei mussten sie alle benötigten Utensilien tragen, sodass schon einmal 40kg Gepäck zusammenkamen.
Zudem konnten wir alte Maschinen und Fahrzeuge anschauen, bei denen es uns ein Rätsel war, wie diese in die Grube gelangen konnten. Herr Kurpat erklärte, dass die Autos, Radlader, Bagger und anderen benötigten Fahrzeuge über Tage auseinander gebaut, über den Förderkorb in Einzelteilen nach unten und unter Tage wie ein Puzzle wieder zusammengebaut werden würden. Dies könne bis zu drei Wochen dauern.
Udo Kurpat berichtete auch von den Gefahren, die früher mit dem Beruf des Bergmannes verbunden waren, ergänzte jedoch schnell, wie sicher der Beruf dank der Digitalisierung und Technisierung heute aber sei. Am Ende dieser Station gab es eine Tunnelrutsche, die tatsächlich tiefste Rutsche der Welt, mit der man ca. 30 Meter in die Tiefe rutschen und sich somit einmal in die Lage der früheren Bergarbeiter hineinversetzen konnte. Als Abschluss der Besichtigung besuchten wir noch die beiden Festsäle.
Einer der beiden Säle sei europaweit der größte Saal unter der Erde. Dort fänden ab und zu Konzerte oder Feiern verschiedener Firmen statt, erzählte Herr Kurpat. Der andere Saal hingegen ist eher für Feiern, wie beispielsweise Hochzeiten, vorgesehen. Hierbei habe die Braut als einzige Person das Privileg, sich ohne Schutzhelm unter der Erde fortbewegen zu dürfen.
Als Abschluss sahen wir in diesem Saal noch einen Film, der die Arbeit des Bergmanns in heutiger Zeit veranschaulichte und unsere Besucherführung abrundete. Die sich anschließende Grubenausfahrt stellte unsere Nerven nochmals auf eine harte Probe, wurde aber von allen erfolgreich gemeistert.
Wir danken Herrn Udo Kurpat und Frank Hellner für die interessante Führung. Herr Hellner informierte bereits einen Tag zuvor Schülerinnen und Schüler aus dem Jahrgang 12 und 10 über die Geschichte des Bergwerks.
Angelina Schneider, Schülerin der Klasse 10.2 und Nadine Böhlitz (Lehrerin)