Verbraucherzentrale warnt: Betrüger ahmen vertraute Stimmen mittels künstlicher Intelligenz nach
Die Verbraucherzentrale Thüringen warnt vor neuen Formen der Telefonabzocke: Aktuell geben sich Betrüger als Mitarbeitende von PayPal aus und versuchen, Verbraucher zum Drücken einer Tastenkombination auf ihrem Telefon zu bewegen. Eine weitere Masche nutzt den Enkeltrick: Betrüger ahmen mittels künstlicher Intelligenz die vertrauten Stimmen von Verwandten nach und fordern ihre Opfer auf, Geld für Familienangehörige in Not zu überweisen.
„Bei beiden Betrugsmaschen werden die Angerufenen unter Druck gesetzt, indem sie zum schnellen Handeln genötigt werden sollen“, erklärt Ralf Reichertz, Referatsleiter Verbraucherrecht bei der Verbraucherzentrale Thüringen. So verlangt die angebliche Paypal-Servicekraft am Telefon beispielsweise, man solle eine bestimmte Taste am Telefon drücken: „Sie haben gerade 781,00 € an Coinbase gesendet. Um die Anschuldigung abzuwenden, drücken Sie die ‚1‘.“
„Betroffene sollten dieser Aufforderung auf keinen Fall folgen. Es besteht die Gefahr, dass sie durch das Drücken der Taste ungewollt ihre Zustimmung zu einem Vertrag erteilen“, rät Ralf Reichertz. „Stattdessen sollten sie auflegen und in ihrem Paypal-Konto prüfen, ob tatsächlich verdächtige Zahlungen angewiesen wurden.“
Sprachfetzen vertrauter Personen werden manipuliert
Besonders perfide ist eine neue Enkeltrick-Masche, bei der die Angerufenen am anderen Ende der Leitung die vertraute Stimme ihrer Angehörigen erkennen. Wie beim klassischen Enkeltrick wird auch hier vorgetäuscht, dass sich der Enkel oder Neffe in einer Notsituation befindet und dringend Geld benötigt.
„Die Betrüger nutzen offenbar Sprachfetzen beispielsweise aus den sozialen Medien und manipulieren diese. Eine KI-Software sorgt dann dafür, dass der eingesprochene Hilferuf am Telefon wie die echte Stimme von Verwandten klingt“, so Ralf Reichertz. Gerade für ältere Menschen sei es mitunter schwer, den Betrug zu erkennen. Tatsächlich können jedoch Menschen aller Altersklassen Ziel von Fake-Anrufen werden.
„Achten Sie auf kleine Unregelmäßigkeiten in der Stimme – etwa abgehackt klingende Wortfetzen – um einen möglichen Betrug zu entlarven“, rät der Jurist. Egal ob der Hilferuf per Anruf oder per Whatsapp-Nachricht eingeht: „Beenden Sie das Gespräch. Melden Sie sich am besten direkt selbst bei Ihrem Neffen oder Enkel unter der Ihnen bekannten Nummer zurück, um zu fragen, ob tatsächlich eine Notlage besteht. Treffen Sie auf keinen Fall überstürzte Entscheidungen, nur weil man Sie am Telefon unter Druck setzt.“
Leider werden vermehrt ältere Menschen zum Ziel von Telefonabzocke, deren Nummer Betrüger oft noch im Telefonbuch finden. Dann könne es ratsam sein, sich aus dem Telefonbuch austragen zu lassen.
Wer Opfer von Telefonabzocke geworden ist und beispielsweise ungewollt einen Vertrag abgeschlossen hat, sollte sich unbedingt an die Beratung der Verbraucherzentrale Thüringen wenden. Einen Termin erhalten Ratsuchende unter Tel. (0361) 555 14 0. Hat der Enkeltrick gar dazu geführt, dass Geld an Fremde übergeben wurde, hilft meist nur noch eine Strafanzeige bei der Polizei.