Vor 50 Jahren schrieb Reinhard Mey den Song „Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein“. Dieses Lied umschreibt das Lebensgefühl einer fortschrittsgläubigen Generation, die ihre Fähigkeiten in die Grenzenlosigkeit menschenverbindender und naturumgreifender Freiheit stellten und genossen.

Die explodierenden Flugzeuge in den Twin Towers von New York am 11. September 2001 zerstörten die Idylle des Songs. Die nicht nur an Flughäfen ausufernden Sicherheitskontrollen wurden zum Symbol eines freiheitseinschränkenden Alltags und scheinen heute das Misstrauen zur Bürgerpflicht zu erheben. Der 11. September 2001 hat uns die Verletzlichkeit unserer Welt gezeigt.
In der Vor-Corona-Zeit waren es durchschnittlich 20.000 Flugzeuge, die zu jedem Moment unseres Lebens am Himmel unterwegs sind – und dies in den Wolken, einer
umweltsensiblen Zone unserer Schöpfung. Spätestens bei dieser Zahl wird einem bewusst, dass das Einschränken von Flugverkehr Sinn macht. Auch Reinhard Meys Maschine wird höchstwahrscheinlich heute am Boden bleiben. Zumindest ist uns allen klar, auch Flugzeuge sind auf einmal Zeugen der Verletzlichkeit unserer Schöpfung.
„Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein“ – Das Geniale dieses Songs zeigt sich darin, dass es zum einen die Naivität eines selbstorganisierten „himmlischen Lebens“ umschreibt, wie es meine Generation der „alten weißen Männer und Frauen“ beim Hören und Singen dieses Liedes empfunden haben. Zum anderen eröffnet die Bildwelt dieses Liedes eine Perspektive, die Naivität in Hoffnung wandelt.
Wenn am 11. September jedes Jahr an Ground Zero die Namen der über 2000 umgekommenen Personen „in den Himmel“ hinein verlesen werden, ist einem klar: Entweder ich vertraue dem HERRN, das „über den Wolken“ sich Leben neu eröffnet, oder es bleibt allein „das Brummen der Motoren“.
Einen gesegneten Sonntag!
Pfarrer Gregor Arndt