Von Pfarrer Gregor Arndt
Ich schalte mein Smartphone ein und im Display erscheint das Bild meiner Mutter – sie ist
nah bei mir. Donnerstag vormittags vereint der Bildschirm in der Videokonferenz all unsere pastoralen MitarbeiterInnen – einfach Alltag. Mittlerweile spüren wir allerdings auch, dass der virtuelle Kontakt an Grenzen stößt. Um Ideen zu entwickeln und Gefühle wahrzunehmen bedarf es des Direktkontaktes, der „Präsenzveranstaltung“, der Umarmung. Begegnung mit Leib und Seele.Am 15. August feiert die Kirche, dass Maria mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen ist. Vor der Pfarrkirche in Leinefelde steht eine Marienfigur, die im Rahmen der Verkündigung dieses Festes 1950 dort aufgestellt worden ist. Derzeit fehlt sie, weil sie saniert werden muss. „Mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen“ – das klingt fremd und verständlich zugleich.

Der Leib oder Körper eines Menschen lässt seine Seele sichtbar werden und die Seele wird wahrnehmbar im Leib. Wenn die Kirche am Beispiel Mariens die Verbindung von Leib und Seele auch nach unserem irdischen Sterben feiert, dann heißt das: Meine trainierten Muskeln oder filigranes Fingerspitzengefühl, freilich auch meine Narben, die Geschichten erzählen, sind nicht von mir abzulösen. Der aufgezwungene Rollstuhl oder die körperlich umgesetzte Choreografie eines Tanzes formt die Seele durch den Leib.

Ich will nicht blutleer im Himmel Halleluja singen, sondern mit Leib und Seele vor Gott stehen. Vielleicht hat deshalb das Fest „Maria Himmelfahrt“ einen so sinnlichen Charakter: romantische Lieder und barocke Melodien, Duft von gesegneten Kräutern, gestenfrohe, manchmal kitschafine Madonnen – erdhaft und himmlisch zugleich. Daher gilt auch vor der Pfarrkirche: Erst wenn die sanierte Marienfigur vor dem Kirchengebäude real steht und nicht nur in meinen Gedanken, ist die Fülle des Festes vollständig.
Segen für Leib und Seele, Pfarrer Gregor Arndt