Wenn vor der Obereichsfeldhalle Fahnen wehen, dann kann man davon ausgehen, das ein besonderer Anlass vorliegt. So war es auch heute. Am Nachmittag hatten sich einige Gäste angesagt, allen voran Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow. Der Anlass war die offizielle Eröffnung des nunmehr 4. und somit letzten Impfzentrums des Freistaates. Es ist für die vier Landkreise in Nordthüringen, Kyffhäuserkreis, Landkreis Nordhausen, Unstrut Hainich Kreis und Landkreis Eichsfeld zuständig. Bei der Eröffnung heute konnten die Gäste einen ersten Blick in die nun umstrukturierte Sport- und Kulturhalle werfen.

In seiner Begrüßungsrede war Bürgermeister Marko Grosa anzumerken, wie sehr er sich freut, dass die Idee, das Nordthüringer Impfzentrum in Leinefelde einzurichten, heute Wirklichkeit geworden ist. Es sei der Beitrag der Stadt im Kampf gegen Corona. 

Einer, der großen Anteil und viel dazu beigetragen hat zum Impfzentrum, ist der Ordnungsamtsleiter der Stadt Leinefelde-Worbis, Günther Fiedler. Er hatte heute auch Geburtstag und erhielt nicht nur herzliche Dankesworte und Glückwünsche, sondern auch einen großen Blumenstrauß vom Ministerpräsidenten.

Marko Grosa berichtete, wie es überhaupt dazu kam, dass in Leinefelde nun das große Impfzentrum ist. Er erklärte aber auch, dass Veranstaltungen abgesagt werden mussten, das die Halle ja nun belegt ist. Aber die Stadt kann Alternativen anbieten. Bei der Umgestaltung wurden 800 Meter Datenkabel verlegt, 300 Meter Stromkabel, fünf große Monitore sind aufgebaut und ein anderer Fußbodenbelag verlegt worden. Allen Beteiligten sprach Marko Grosa seinen Dank aus. Er hofft natürlich, dass immer ausreichend Impfstoff da ist, und sagte scherzhaft: ansonsten müsste man sich wohl mit Eichsfelder Wurst auf den Weg machen…

In seiner Rede ging Ministerpräsident Bodo Ramelow darauf ein, wie es am Anfang der Pandemie in Thüringen war und wo wir heute stehen. Wurden wir anfangs belächelt, ist Thüringen im Impfen weit vorn. Heute eröffnen wir in Leinefelde das Impfzentrum, das uns über die 50 Prozentmarke in Thüringen bringt, sagte der Ministerpräsident. Für diese Woche sind 122 000 Impfdosen für Thüringen angekündigt. Wenn die Woche um ist, sind mehr als 1,1 Millionen Menschen in Thüringen geimpft und damit liegen wir deutlich über 50 Prozent, fügte Bodo Ramelow an. In Leinefelde wird an vier Impfstrecken im Drei-Minuten-Takt geimpft. Täglich erhalten so bis zu 1000 Menschen eine Impfung.

„Die 3. Welle ist gebrochen. Die Tatsache, diesen Satz nach dem letzten halben Jahr sagen zu können, erleichtert mich außerordentlich. Das darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir die Impfkampagne immer weiter nach vorne bringen müssen. Das neue Impfzentrum in Leinefelde und die dort tätigen Menschen werden einen entscheidenden Beitrag dazu leisten und diese Botschaft auf ein solides Fundament stellen. Gestützt von 45.000 neu freigeschalteten Impfterminen und der in Thüringen ab dem 7. Juni wegfallenden Priorisierung, wird die Thüringer Impfkampagne weiter an Fahrt aufnehmen. Ich bin allen Beteiligten sehr dankbar für Ihren Einsatz und blicke nun fortwährend gelassener auf den kommenden Sommer.“, erklärte der Ministerpräsident. 

Er ging auch noch einmal darauf ein, wieviel Kritik der Freistaat für das Impfportal einstecken musste. Großen Dank sprach der Landeschef der Bundeswehr aus. Es sei der schönste Bundeswehreinsatz, den er bislang erlebt hat und er habe viele fröhliche Soldaten gesehen, die mit ihrem Dienst ein hohes Maß an Ruhe hereinbringen. “Wir dürfen nicht vergessen, dass es immer noch genügend Leute gibt, die der Meinung sind, dass Bill Gates uns umbringen will, dass man nach der Impfung 5G hat und in einem Jahr sterben wird. Mit so etwas muss man sich ernsthaft auseinandersetzen und solche Leute kommen dann auch noch in das Impfzentrum und wollen dagegen demonstrieren und protestieren, wollen andere daran hindern, sich impfen zu lassen. Das verdreht die Verhältnisse von Meinungsfreiheit.” 

Bodo Ramelow sagte auch, dass er weiß, dass es im Eichsfeld einige Ärzte gäbe, die nicht impfen wollen. Einen hab er selbst erlebt vor einer Kirche, der behauptete, dass sei alles Betrug. 

Mit dem vierten Impfzentrum steht nun die Struktur in Thüringen. Ab 7. Juni 2021 dürfen dann auch die Betriebsärzte impfen. Er berichtete von einem Unternehmer in Dingelstädt, der das Impfangebot für seinen Betrieb angenommen hatte, dort betrug die Impfquote 100 Prozent.

Dr. Annette Rommel, erste Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen, sagte, dass sich die KV freue mit diesem Standort die mehrgleisige Impfstrategie nun auch in Nordthüringen ausbauen zu können.

Zur Eröffnung nach Leinefelde waren Vertreter der verschiedenen Institutionen gekommen, die mit dem Impfzentrum etwas zu tun hatten. Die “Hauptakteure” erhielten ein Geschenk von der Stadt – die Damen bekamen Blumensträuße, die Herren u.a. Whisky bzw. Gin aus der Brauerei Neunspringe Worbis. Die Stadtverwaltung hat 20 ml-Fläschchen auch einen Wildbeer-Likör herstellen lassen unter dem Namen – Schluck-Impfung Corona Edition 2020/2. Na ja…..

Das Nordthüringer Impfzentrum ist an sieben Tagen in der Woche von 7.30 Uhr bis 20.30 Uhr geöffnet. Es sind jeweils 5 Ärzte in zwei Schichten im Einsatz für die beratenden Gespräche. Dazu kommen das medizinische Personal, Bundeswehrsoldaten und Security. Die Leitung dieses Zentrums liegt in den Händen der beiden Leinefelder Ärzte, Frau Dr. Margret Riemekasten und Dr. Michael Schulze. 

Das alte Impfzentrum in der Händelstraße in Leinefelde bleibt jetzt vorerst geschlossen. Diejenigen, die dort die erste Impfung erhalten haben und nun auf die zweite warten, werden in der Obereichsfeldhalle dann geimpft.

Für Ortsunkundige ist das Impfzentrum gut ausgeschildert. Es sind in unmittelbarer Nähe ausreichend Parkplätze vorhanden. Das Leinefelde Marktgeschehen wurde in die Bahnhofstraße verlegt.

Ilka Kühn