Im Jahr 2040 sollen in Deutschland weniger als fünf Prozent der Erwachsenen und weniger als zwei Prozent der Jugendlichen Tabakprodukte oder E-Zigaretten konsumieren. Mit diesem Aufruf wenden sich 52 Gesundheits- und zivilgesellschaftliche Organisationen anlässlich des Weltnichtrauchertags an die Politik. Ihr neues Strategiepapier fasst zehn konkrete Maßnahmen zur Tabakkontrolle und einen Zeitplan für deren Umsetzung zusammen.

Deutschland ist europäisches Schlusslicht in der Tabakkontrolle und nimmt in Kauf, dass jedes Jahr 85.000 Menschen als Folge des Rauchens an Krebs erkranken, 127.000 Menschen am Tabakkonsum sterben und der Gesellschaft durch tabakbedingte Krankheit und Tod 97 Milliarden Euro an Folgekosten entstehen. Dieses immense menschliche Leid ließe sich reduzieren, wenn die Regierung konsequent Maßnahmen zur Förderung des Nichtrauchens umsetzen würde, wie sie in der „Strategie für ein tabakfreies Deutschland 2040“ nun erstmals konkretisiert werden. Das von Fachleuten erarbeitete Strategiepapier fordert politische Entscheidungsträger im Vorfeld der Bundestagswahl gezielt dazu auf, sich zur Stärkung des Nichtrauchens und der Erarbeitung einer verbindlichen, ambitionierten Tabakkontrollstrategie zu bekennen.

Die Strategie wird von einem breiten Bündnis von Gesundheits- und zivilgesellschaftlichen Organisationen veröffentlicht – darunter das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ), die Deutsche Krebshilfe, das Aktionsbündnis Nichtrauchen (ABNR) und die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK).

Ziel der Strategie ist es, dass im Jahr 2040 weniger als fünf Prozent der Erwachsenen und weniger als zwei Prozent der Jugendlichen in Deutschland Tabakprodukte, E-Zigaretten oder andere verwandte Erzeugnisse konsumieren. „Die Politik muss sich klar dazu bekennen, den Tabakkonsum einzudämmen und so die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen“, sagt Michael Baumann, Vorstandsvorsitzender des DKFZ, das die Strategie federführend erarbeitet hat. „Mit zehn konkreten Maßnahmen und einem Zeitplan für deren Umsetzung bietet das Strategiepapier eine solide Basis dafür.“

Zentrale Punkte der Strategie sind Einschränkungen für die Tabakindustrie, ihre tödlichen Produkte als attraktiven Life-Style zu verkaufen. Dazu gehören neben einem Verbot der Werbung am Verkaufsort und einer Einheitsverpackung auch deutliche Beschränkungen der Verfügbarkeit von Tabakprodukten. Regelmäßige spürbare Tabaksteuererhöhungen, auch für E-Zigaretten, machen die Produkte vor allem für Jugendliche unattraktiv und motivieren Raucher und Raucherinnen zum Aufhören. Vollständig tabakfreie Lebenswelten schaffen ein Umfeld, in dem das Nichtrauchen leichtfällt. Da auch Tabakerhitzer und E-Zigaretten Gesundheitsrisiken bergen, müssen für sie dieselben Regelungen gelten.

„Die Strategie für ein tabakfreies Deutschland 2040 trägt dazu bei, Ziele der Nationalen Dekade gegen Krebs und des Europe’s Beating Cancer Plan zu erreichen“, sagt Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe. „Mit einer verbindlichen Strategie, Deutschland bis 2040 tabakfrei zu machen, kann Deutschland endlich in die Liga der Länder aufsteigen, die die Gesundheit ihrer Bevölkerung am besten schützen.“

Derzeit raucht in Deutschland allerdings immer noch fast ein Viertel der erwachsenen Bevölkerung. Viel zu wenige Raucherinnen und Raucher nutzen die Hilfsmittel, die die Chance auf einen erfolgreichen Rauchstopp deutlich erhöhen. „Der Zugang zu Hilfsangeboten muss allerdings auch erleichtert werden, und vor allem müssen die Kosten für die Behandlung der Tabakabhängigkeit erstattet werden“, sagt Martina Pötschke-Langer, Vorstandsvorsitzende des ABNR, eines Bündnisses aus 15 Gesundheitsorganisationen.

Den Rauchstopp zu fördern ist auch ein wesentliches Ziel der diesjährigen Kampagne „Deine Chance“ der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, an der sich die Deutsche Krebshilfe, das DKFZ und das ABNR als strategische Partner beteiligen. Damit kommt die Kampagne einer der Kernforderungen der Strategie für ein tabakfreies Deutschland 2040 nach. In der Strategie wird auch gefordert, Rauchende durch Kostenübernahme evidenzbasierter Behandlungsmethoden beim Rauch-Stopp zu unterstützen.

Das Ziel, eine Gesellschaft zu erreichen, die frei ist von Tabakkonsum und Nikotinabhängigkeit, erfordert von politischen Entscheidungsträgern entschlossenes Handeln und den Schutz gesundheitspolitischer Interessen vor einer Beeinflussung durch die Hersteller von Tabakerzeugnissen und verwandten Produkten. Andere Länder sind diesen Schritt bereits gegangen und haben vergleichbare Strategien ergriffen, um tabakfrei zu werden. Dazu gehören zum Beispiel Irland, die Niederlande, Finnland und die Europäische Union. Deutschland sollte sich daran ein Beispiel nehmen und die Regierungsparteien die Chance nutzen, eine verbindliche Strategie für ein tabakfreies Deutschland 2040 in den neuen Koalitionsvertrag aufzunehmen.

Mit Stand vom 27. Mai 2021 wird die Strategie von Organisationen mitgetragen. Die Liste der unterstützenden Organisationen wird laufend aktualisiert und ist online einsehbar: https://www.dkfz.de/de/krebspraevention/strategie-tabakfrei-2040.html

Die Deutsche Krebshilfe wurde am 25. September 1974 von Dr. Mildred Scheel gegründet. Ziel der gemeinnützigen Organisation ist es, Krebserkrankungen in all ihren Erscheinungsformen zu bekämpfen. Unter dem Motto „Helfen. Forschen. Informieren.“ fördert die Stiftung Deutsche Krebshilfe Projekte zur Verbesserung der Prävention, Früherkennung, Diagnose, Therapie, medizinischen Nachsorge und psychosozialen Versorgung, einschließlich der Krebs-Selbsthilfe. Ihre Aufgaben erstrecken sich darüber hinaus auf forschungs- und gesundheitspolitische Aktivitäten. Sie ist ebenfalls Mitinitiator des Nationalen Krebsplans sowie Partner der „Nationalen Dekade gegen Krebs“. Die Deutsche Krebshilfe ist der bedeutendste private Geldgeber auf dem Gebiet der Krebsbekämpfung – unter anderem der Krebsforschung – in Deutschland. Sie finanziert ihre gesamten Aktivitäten ausschließlich aus Spenden und freiwilligen Zuwendungen der Bevölkerung. www.krebshilfe.de

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1.300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken.

Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, interessierte Bürger und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs. Gemeinsam mit Partnern aus den Universitätskliniken betreibt das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) an den Standorten Heidelberg und Dresden, in Heidelberg außerdem das Hopp-Kindertumorzentrum KiTZ.

Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums an den NCT- und den DKTK-Standorten ist ein wichtiger Beitrag, um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Krebspatienten zu verbessern. Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.