Das aktuelle Konjunkturbild ist gespalten: Während die von den Einschränkungsmaßnahmen stark betroffenen Branchen um ihr wirtschaftliches Überleben kämpfen, bewegt sich der produzierende Bereich auf einem konjunkturellen Erholungspfad. Im Ergebnis der jüngsten Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt im Frühjahr 2021 unter rund 800 Betrieben in Nord-, Mittel- und Westthüringen steigt der Konjunkturklimaindex aber nur minimal um einen Prozentpunkt auf 79 von 200 möglichen Prozent.
„Die Stimmungslage in den Unternehmen bleibt auch im Frühjahr 2021 verhalten“, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführerin Dr. Cornelia Haase-Lerch. So bewerteten branchenübergreifend zwar 28 Prozent der Befragten ihre geschäftliche Situation mit gut, allerdings votierten auch 42 Prozent mit „schlecht“. Gegenüber dem Jahresbeginn 2021 sei dieser Wert noch einmal um zwei Prozentpunkte gestiegen. Gerade die vom andauernden Lockdown besonders stark betroffenen Branchen müssten immer noch Nachfrageausfälle und infolgedessen starke Umsatzverluste verkraften.
„Beim Blick auf die kommenden Monate kehrt auch dank der fortschreitenden Impfkampagne vorsichtiger Optimismus zurück. Sinkende Infektionszahlen und damit hoffentlich verbundene Lockerungen der Einschränkungsmaßnahmen dürften, wie im vergangenen Jahr, für Nachholeffekte sorgen und die konjunkturelle Erholung anschieben“, schätzt die IHK-Chefin ein. Aktuell rechneten 18 Prozent der Firmenchefs mit einer günstigeren Geschäftsentwicklung, 43 Prozent zeigten sich eher pessimistisch und erwarteten keine grundlegenden Verbesserungen. Zu Jahresbeginn hätte dieses Verhältnis bei 14 zu 45 Prozent gelegen. Für eine nachhaltige Entspannung fehle aber noch das Vertrauen. Die Entwicklung sei fragil und weiterhin mit zahlreichen Unsicherheitsfaktoren belastet.
Dadurch würden auch die Investitionsabsichten der Firmen eher auf dem niedrigen Niveau der Umfrage zu Jahresbeginn verharren. „Der Arbeitsmarkt signalisiert aufgrund der saisonal bedingten Frühjahrsbelebung inzwischen wieder eine leichte Entspannung. Zudem ist es den Firmen mithilfe der vereinfachten Regelungen zum Kurzarbeitergeld möglich, die Fachkräfte erst einmal zu behalten und so größere Entlassungen zu vermeiden“, berichtet die IHK-Hauptgeschäftsführerin. Zwei von drei Befragten setzten in den nächsten Monaten auf einen konstanten Mitarbeiterbestand. Allerdings müssten auch 22 Prozent der Unternehmer ihre Personalplanung überdenken und könnten Stellenstreichungen nicht ausschließen.
Ergebnisse ausgewählter Branchen:
Im stationären Einzelhandel dominiert Niedergeschlagenheit. Noch immer sind die meisten Geschäfte geschlossen. Knapp die Hälfte der Befragten berichtet von Liquiditätsengpässen. Zwei Drittel verzeichnen einen Eigenkapitalrückgang. Lediglich noch neun Prozent der Händler verbuchen eine gute Geschäftslage, dagegen schätzen 86 Prozent ihre derzeitige Situation schlecht ein. Der Blick auf die kommenden Monate bleibt ebenfalls verhalten.
Erwartungsgemäß fällt das Lageurteil auch im Gastgewerbe katastrophal aus. 97 Prozent der Befragten beurteilen ihre momentane Situation mit schlecht, drei Prozent gerade noch befriedigend. Die Unternehmer sind frustriert vom Endlos-Lockdown. Etwas Hoffnung setzen die Gastronomen und Hoteliers auf die anstehende Sommersaison und eventuelle Nachholeffekte.
Dagegen laufen in der Industrie die Geschäfte wieder besser. 90 Prozent der Manger äußern sich bei der Bewertung der momentanen Situation mit „gut“ oder „befriedigend“. Die überwiegende Mehrzahl (81 Prozent) der Firmen verzeichnet steigende oder zumindest konstante Auftragseingänge. Entsprechend nimmt auch die Kapazitätsauslastung weiter zu. Leichte Zuversicht signalisieren die Einschätzungen der zukünftigen Geschäftsentwicklung.
Fazit der IHK-Hauptgeschäftsführerin: Der Weg der konjunkturellen Erholung ist langwierig und steinig. Viele Unternehmen sind von einer normalen Geschäftstätigkeit noch weit entfernt. Während die Corona-Hilfsprogramme vorrangig auf Schadensbegrenzung ausgerichtet sind, benötigen die Betriebe vor allem eine verlässliche Perspektive sowie Unterstützung beim Wiederanfahren. Potential gibt es insbesondere beim Bürokratieabbau, hier z.B. durch eine wirtschaftsfreundliche Finanzverwaltung sowie durch schnellere und einfacherer Genehmigungsverfahren. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Digitalisierung von Verwaltungsabläufen.