Der Vorsitzende der Geschäftführung der Agentur für Arbeit in Nordthüringen, Karsten Froböse (re.), stellte gestern im Unternehmen Leitec in Heilbad Heiligenstadt die Arbeitsmarktdaten für den Monat Oktober der Presse vor. Foto: Ilka Kühn

Im Oktober 2024 verzeichnet Nordthüringen (mit den Landkreisen Eichsfeld, Nordhausen, Unstrut Hainich Kreis und Kyffhäuserkreis einen leichten saisonalen Rückgang der Arbeitslosigkeit. Besonders bei jungen Menschen, die eine Ausbildung oder ein Studium begonnen haben, sank die Zahl der Arbeitslosen. Das sei die gute Nachricht, weniger gut sei aber, dass die Arbeitslosigkeit mittlerweile wieder auf dem Niveau von Oktober 2017 angekommen sein, machte Karsten Froböse deutliche und belegte es mit vielen Statistiken.

Die anhaltende Wirtschaftsschwäche ist auch in Nordthüringen angekommen und auch im Eichsfeld. Zwar ist der Landkreis mit einer Arbeitslosenquote von 4,3 Prozent immer noch die Region mit der geringsten in ganz Nordthüringen, aber das Eichsfeld hat auch im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg von 6,6 Prozent zu verzeichnen, den höchsten in Nordthüringen. Derzeit sind im Landkreis Eichsfel 2437 Menschen ohne Job.

Beim Pressegespräch zu den Arbeitsmarktzahlen waren auch die IHK, Kreishandwerkerschaft und weitere Vertreter der Arbeitsagentur dabei. Sie konnten aus ihren Bereichen Fragen beantowrten. Foto: Ilka Kühn

Steigender Bedarf an Fachkräften und unbesetzte Ausbildungsstellen

Ein großes Problem für die Region ist die Besetzung von Ausbildungsstellen. Zum Abschluss des Ausbildungsjahres 2023/2024 blieben 292 Stellen unbesetzt, vor allem in den Bereichen Kfz-Mechatronik und Einzelhandel. Lediglich 69 junge Menschen hatten Ende September noch keinen Ausbildungsplatz oder suchten aufgrund abgebrochener Ausbildungen neu. Besonders in den technischen Berufen bleibt die Nachfrage hoch, doch es fehlen oft geeignete Bewerber. Diese Lücke wird teilweise auf den demografischen Wandel zurückgeführt, der die Zahl der verfügbaren Auszubildenden reduziert hat.

Initiativen zur Unterstützung der Berufsorientierung

Um junge Menschen für die verschiedenen Berufsfelder in der Region zu begeistern, beteiligt sich die Agentur für Arbeit an der Initiative „Tag in der Praxis“ (TiP). Hier erhalten Schüler der achten und neunten Klassen die Möglichkeit, regionale Betriebe kennenzulernen und so praktische Einblicke zu bekommen, die ihnen bei der Berufswahl helfen können. Zudem bietet die Arbeitsagentur Unterstützung durch Berufsberatungsgespräche, bei denen Ausbildungsmöglichkeiten aufgezeigt und passende Ausbildungsberufe vorgestellt werden. Für Interessierte wird ein Berufspraktikum empfohlen, um konkrete Einblicke in die Praxis zu erhalten.

Unterstützung durch Mobilitätszuschüsse

Um die Aufnahme einer Ausbildung zu fördern, bietet die Agentur für Arbeit Mobilitätszuschüsse an. Junge Menschen, die für eine Ausbildungsstelle ihr gewohntes Umfeld verlassen müssen, können monatliche Zuschüsse zur Unterstützung der Kosten für eine eigene Wohnung oder eine Fahrkarte erhalten.

Arbeitslosigkeit im Bereich der Jugendlichen und Auswirkungen der schwachen Konjunktur

Trotz des leichten Rückgangs ist die Arbeitslosigkeit insgesamt in Nordthüringen im Vergleich zum Vorjahr um 0,7 Prozent gestiegen. Besonders betroffen sind junge Menschen unter 25 Jahren, bei denen die Arbeitslosenquote saisonbedingt um 6,1 Prozent sank. Zudem hat sich die Zahl der arbeitslosen Ausländer leicht verringert, was einem Rückgang von 2,4 Prozent entspricht. Insgesamt bleibt die Arbeitsmarktsituation angesichts der schwachen wirtschaftlichen Entwicklung herausfordernd. Die Tendenz der steigenden Arbeitslosigkeit könnte sich fortsetzen, falls die regionale Wirtschaft keine deutlichen Wachstumsimpulse erhält.

Karsten Froböse (li) würdigte die Leistungen des Unternehmens Leitec, das im Oktober den Ausbildungsaward in Thüringen erhielt. Dominik Kühn, Ausbildungsleiter bei Leitec und Geschäftsführer Michael Apitz zeigten auf, was Ausbildung für sie bedeutet. Wie es um den Nachwuchs im Handwerk aussieht, erläuterte Sebastian Senft (re.). Foto: Ilka Kühn

Die Leitec GmbH macht Ausbildung modern und spannend: Hier wird mit Lernsoftware, Simulationsprogrammen und einer Prise Gamification gearbeitet, um Theorie und Praxis lebendig zu gestalten. Das 14-köpfige Team sorgt seit 2011 dafür, dass Azubis nicht nur ihr Fachwissen erweitern, sondern auch jede Menge Benefits genießen – von monatlich aufgeladenen Guthabenkarten bis zu spaßigen Teamevents. Besonders engagierte Azubis haben die Chance auf exklusive Schulungen bei Herstellern und können so noch mehr Know-how sammeln. Bei Leitec trifft innovatives Lernen auf persönliche Förderung – die perfekte Mischung für eine Ausbildung, die fit für die Zukunft macht.

Die leitec® Gebäudetechnik GmbH beschäftigt im Bereich der Energie- und Gebäudetechnik über 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zur Fachkräftesicherung bildet as Unternehmen zwischen 20 und 25 junge Menschen aus. Für ihre Qualität in der Berufsausbildung verlieh die Handwerkskammer Erfurt dem Unternehmen in diesem Monat den Ausbildungs-Award 2024. Darüber hinaus sucht der Betrieb auch aktuell nach Fachkräften, vor allem nach Elektrikern und Anlagenmechanikern. Sowohl bei der Vermittlung als auch bei der Ausbildung und Weiterbildung Beschäftigter arbeitet Leitec eng mit der Agentur für Arbeit zusammen.

Die Leitec-Akademie ist das Herzstück der Ausbildung. Sie ist mit allem ausgestattet, was die Azubis benötigen. Sogar in der Coronazeit hatte Leitec hier Unterricht per Video möglich gemacht, wo andere noch nach Möglichkeiten suchten. Foto: Ilka Kühn

In einer sehr beeeindruckenden Präsentation konnte Michael Apitz das Unternehmen und die Menschen dahinter vorstellen. Gebäudetechnologie von Morgen – Leitec arbeitet nach dem Motto: Wir erkennen, was ihr Gebäude braucht. Hierbei geht es nicht um das Einfamilienhaus, davon konnten sich alle beim Pressegespräch überzeugen. Referenzbeispiele sind u.a. Sartorius in Göttingen oder das Kompetenzzentrum der amedes-Gruppe.

Mehr als die Hälfte der bei Leitec arbeitenden Gesellen sind im Unternehmen ausgebildet worden. Auch künftigen Azubis wird die Übernahme angeboten.

Ilka Kühn