Ein Beitrag von Bärbel Rehkopp
Ferienzeit- Reisezeit. ,,Man sollte Anteil nehmen an der Freude, der Schönheit, der Farbigkeit
des Lebens.“ Diese Worte von Oscar Wilde nahmen wir, das Ensemble ars canendi, uns zu
Herzen und fuhren nach Bretten im süddeutschen Raum, um dort in der etwa 30 000
Einwohner zählenden Melanchthonstadt eines der größten und schönsten historischen Feste in
Süddeutschland mitzuerleben.
Die reichgeschmückte Stadt lebt ihre Geschichte – rund 120000 Besucher kommen jährlich
zum Peter- und Paul-Fest. In diesem Jahr waren wir a u c h dabei! Wir nahmen nicht nur die wirklich umwerfende Atmosphäre in den Straßen und Gassen der wunderschönen Altstadt mit ihrem mittelalterlichen Leben und Treiben wahr, bewunderten die farbenfrohen Gewänder, die nicht nur die Brettener, sondern alle Besucher und wir als Mittelalterensemble natürlich auch, mit Stolz trugen, bestaunten authentische alte Gebäude, die Lager der verschiedensten Handwerkerzünfte, die Nachstellung des Großen Zapfenstreichs am Sonnabend, den großen Festumzug mit 50 historischen Gruppen am Sonntag und vieles anderes mehr.
Getreu den Worten unseres großen deutschen Dichterfürsten Johann Wolfgang von Goethe: ,,Gib das Beste und mach das Leben zum Feste“ brachten wir uns auch mit zwei Auftritten, einem im Melanchthonhaus und einem in der Kreuzkirche mit musikalischen Grüßen aus Thüringen, dem grünen Herzen Deutschlands, in die vielfältigen Programmpunkte des Festes ein.
Philipp Schwarzerdt, später Philipp Melanchthon, war auf seinem Weg von Wittenberg in seine Heimatstadt Bretten damals auch durch Thüringen gekommen- ein Durchschnittsreisender schaffte in dieser Zeit übrigens 30 bis 40 km an einem Tag!
Unsere musikalische Pilgerreise mit Sammlungen von Liedern des Mittelalters umfasste z. B.
Titel wie „Magdalena degna da laudare“, Cantigas de Santa Maria, Palästinalied, Sigurdlied,
„Si habra en este baldres“ -um nur einige wenige zu nennen. Höhepunkte unserer Konzerte
waren die a capella gesungenen ,,If ye love me“ und auch ,,Come again“, von unseren
Solisten hervorragend interpretiert. Das Publikum dankte uns mit reichlich Handgeklapper für
unsere Darbietungen. Es war schon etwas ganz Besonderes, bei diesem ,,Feschd“, das in
das,,Immaterielle Kulturerbe der UNESCO „aufgenommen worden ist, zu spielen und zu
singen.
Das Peter-Paul-Fest geht, wie wir es bei einer sehr informativen Stadtführung erfuhren, auf
folgendes Ereignis im Jahr 1504 zurück. Die stark befestigte kurpfälzische Stadt Bretten war
in diesem besagten Jahr von einem Heer des Herzogs Ulrich von Württemberg 23 Tage lang
belagert worden. Nachdem man die Stadt 18 Tage lang beschossen hatte, nahmen die
Brettener ihren Belagerern die Kanonen weg, d.h. man klaute sie ihnen einfach. Schließlich
kam es zum Waffenstillstand mit darauffolgendem Friedensvertrag für den Brettener Raum.
Eine neue Grenze zwischen der Kurpfalz und Württemberg wurde gezogen, Bretten blieb
kurpfälzisch, der Nachbarort wurde württembergisch.
Ja, es ist schon wahr: Um Geschichte zu verstehen, ist es das Einfachste, sie zu erleben! Unser Vereinsmitglied Oliver versorgte uns ständig mit interessanten Zusatzinformationen, er
betonte stolz in Brettener Mundart ,,Isch bin hier uffgewachse!“ und konnte uns so aus erster
Hand gute Tipps und Hinweise geben, wie wir möglichst viel von all dem bunten Treiben in
seiner Heimatstadt mitbekommen würden. Wir fühlten uns ins Mittelalter zurückversetzt, unser ,,Ausbruch aus der Realität“ war vollauf gelungen.
Vivat—-Jubel—-Hoch—-Hurra!!! In zwei Jahren auf ein neues Konzerterlebnis zu Peter
und Paul!
Bärbel Rehkopp, Ensemble ars cane ndi