Naturferner Fichtenbewuchs entfernt, standortstypischer Laubholz-Uferbewuchs gefördert: Das hilft dem Feuersalamander, macht aber auch die Waldbäche klimafitter. Foto: Dr. Horst Sproßmann

Schon seit Jahren setzt sich ThüringenForst für die Renaturierung von Waldbächen ein. Zur Stützung der heimischen Feuersalamanderpopulation hatten Forstleute in Zusammenarbeit mit der Naturstiftung DAVID kilometerweise Gebirgsbäche im Mittleren Thüringer Wald aufwendig saniert und u. a. naturferne Ufergehölze in standortstypische Baumbestände mit Erlen, Ahornen, Eschen und Vogelbeeren umgebaut. Jüngste Forschungen zeigen nun:

Damit wurde nicht nur die gefährdete Feuersalamanderpopulation erfolgreich gestützt, sondern das gesamte aquatische Ökosystem klimafitter gemacht. Denn die dadurch geschaffene Beschattung der Gebirgsfließgewässer wird deren Erwärmung gemindert. Bedingt durch den fortschreitenden Klimawandel  werden die Sommer nicht nur immer trockener, sondern auch heißer.

Waldbäche sind Hotspots der Biodiversität

„Die Temperatur ist ein entscheidender Lebensraumfaktor speziell in Gewässerökosystemen. Für jede aquatische Art gibt eine bestimmte Bandbreite, innerhalb derer sie konkurrenzfähig ist“, so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Untersuchungen in der Schweiz zeigen, dass sich zwischen 1979 und 2018 in 52 Flüssen und Bächen die Durchschnittstemperatur um 0,33° C pro Jahrzehnt klimawandelbedingt erhöht hat.

Dieser Trend ist auch für Deutschland und damit Thüringen anzunehmen. Aber der Klimawandel wirkt sich auch auf das Abflussmanagement der Gewässer aus. Weil die Winter auch in Thüringen regenreicher und schneeärmer werden, führen speziell die Gebirgsbäche mehr Wasser. Dagegen werden die Sommer immer trockener, manch ein Bach verkümmert zum Rinnsaal oder trocknet ganz aus. „Alles dies, Temperaturerhöhung der Gebirgsbäche und –flüsse und die Veränderung des jahreszeitlichen Wassermanagements, wird zu einem tiefgreifenden Wandel im Artengefüge insbesondere der montanen Waldfließgewässer führen“ befürchtet Gebhardt.

Die naturnahe Gestaltung von Ufergehölzen kann die Folgen des Klimawandels für die Gewässerökosysteme abmildern. Ufernahes Gehölz von Bäumen und Büschen, deren Geäst über das Wasser ragt, spendet Schatten. Auch an Stellen, wo kaltes Grundwasser zuströmt. Kälteliebende Wasserlebewesen erhalten so bessere Chancen – auch in Zeiten des Klimawandels

– zum Überleben. Gleichzeitig steigt der Strukturreichtum als Voraussetzung ausreichender Naturvielfalt. Zur weiteren Stützung dieses Effekts hat ThüringenForst im Staatswald Dutzende Wegedurchlässe für eine verbesserte Amphibiendurchgängigkeit vergrößert oder auch Brückenbauwerke durch naturnähere Furten ersetzt.

Ufervegetation wirft kühlenden Schatten

Welchen Effekt der kühlende Schatten hat, zeigt eine Studie aus Südengland. Dort wurden Wassertemperaturen an bestockten und damit beschatteten sowie zum Vergleich an kahlen Uferabschnitten gemessen. In den gehölzfreien und damit besonnten Uferabschnitten stieg die Wassertemperatur auf ein lebensbedrohliches Limit für die dortigen Bachforellen. Umgekehrt sorgte schon ein schütteres Blätterdach mit nur 20 bis 40 % Beschattung dafür, dass Forellensterben zu verhindern.

Das sich die heimischen Gebirgsbäche und –flüsse im Thüringer Wald, im Schiefergebirge oder im Südharz klimabedingt verändern, lässt sich nicht verhindern. Aber naturnahe Gewässer mit standortstypischer Uferbestockung mildern die negativen Folgen – auch zum Vorteil der Mittelgebirgswälder.