Maria und Josef bleibt nichts erspart. Die Corona-Krise setzt sogar diesen beiden Hauptfiguren der biblischen Weihnachtsgeschichte zu. „Hört, hört!“, tut ihnen ein Herold kund. „Zur Eindämmung der aktuellen Pandemie ergeht folgende kaiserliche Verordnung: Alle Einwohner des Landes müssen in ihre Geburtsstadt gehen, um sich dort in Infektions-Ketten-Nachverfolgungs-Listen einzutragen. Wenn Sie unterwegs sind: Halten Sie Abstand!“

Mit einem Augenzwinkern beginnt ein Krippenspiel, das Diakon Mathias Kugler mit 15 Kindern und Jugendlichen aus Saalfeld und Bad Blankenburg einstudiert hat. Dabei ist Autor und Regisseur Kugler nah am Puls unserer Zeit geblieben. So beauftragt Maria ihren Josef nach der Ankunft in Betlehem, nicht nur für eine Unterkunft zu sorgen, sondern gleich auch Klopapier, Nudeln und Hefe zu bunkern. Derweil sitzen die heiligen drei Könige im Lockdown fest.

Ob das Krippenspiel tatsächlich am Heiligen Abend aufgeführt werden kann, steht derzeit in den (Weihnachts-)Sternen. Längst ist nicht in allen Kirchengemeinden des Bistums Erfurt entschieden, ob Weihnachtsgottesdienste mit Gemeindebeteiligung gefeiert werden oder nicht. Zwar hat die Bistumsleitung keine Anweisung gegeben, geplante Gottesdienste generell abzusagen.

Da sich aber das Infektionsgeschehen örtlich sehr verschieden entwickelt, sollen die Entscheidungen vor Ort fallen, getroffen vom „zuständige[n] Pfarrer oder Pfarradministrator unter Einbeziehung des Pastoralteams sowie nach Möglichkeit unter Beteiligung von Mitgliedern aus dem Pfarreirat oder den Kirchorträten“, heißt es heute in einem Schreiben von Generalvikar Raimund Beck an die Seelsorger in den Gemeinden. Zudem bedürfen Veranstaltungen unter freiem Himmel der Genehmigung durch die Gesundheitsämter.

So wird zwangsläufig so mancher Gottesdienst am Fernseher oder im Internet mitgefeiert. Am ersten Weihnachtstag streamt beispielsweise der MDR auf seiner Webseite ab 11 Uhr den Festgottesdienst mit Bischof Ulrich Neymeyr aus dem Erfurter Dom.

Auch das Franziskaner-Kloster auf dem Hülfensberg überträgt seine Gottesdienste an Heiligabend (20 Uhr) und an den beiden Weihnachtstagen jeweils um 8.30 Uhr im Livestream. Welche anderen Angebote es bundesweit noch gibt, hat das Internetportal Katholisch.de auf der Sonderseite www.katholisch.de/termine zusammengestellt, wenn auch nicht mit dem Anspruch der Vollständigkeit. Auch aus dem Bistum Erfurt finden sich dort Angaben zu Gottesdiensten, Andachten und Krippenspielen, die man besuchen oder im Live-Stream erleben kann. Das Krippenspiel von Mathias Kugler findet sich übrigens als Video ab 24. Dezember auf dem Youtube Kanal www.youtube.com/c/KatholischeKircheSaalfeldRudolstadt. So waren die Mühen des Einstudierens wenigstens nicht umsonst.

Überhaupt das Internet. Es spielt zu Weihnachten 2020 eine größere Rolle als jemals in den Jahren zuvor. Das Bistum Erfurt hat eine Sonderseite eingerichtet. Auf www.bistum-erfurt.de/weihnachten2020 findet sich zur Feier der Geburt Jesu eine Vielzahl an Anregungen: Andachten für daheim, Lieder zum Mitsingen, verschiedene Krippenspiele zum Anhören, Benefizkonzerte und Spendenmöglichkeiten bis hin zu geistlichen Impulsen rund um Weihnachten und einer Vertonung der Weihnachtsgeschichte „Die Heilige Nacht“ von Selma Lagerlöf.

Corona betrifft auch die Weihnachtsaktion des katholischen Lateinamerika-Hilfswerkes Adveniat, dieses Jahr unter dem Motto: ÜberLeben auf dem Land. In einem von Bischof Neymeyr unterschriebenen Aufruf der katholischen Bischöfe in Deutschland heißt es, dass die Härte der Corona-Pandemie in Lateinamerika überall zu spüren sei. „Durch das Zusammenleben in engen Hütten sind Abstandsregeln nicht einzuhalten. Hygienemaßnahmen sind kaum umsetzbar.

Viele Menschen haben ihren Broterwerb verloren. Hunderttausende leiden Hunger. Selten war die Weihnachtskollekte von Adveniat so wichtig wie in diesem Jahr!“ Da die Weihnachtsgottesdienste, wenn sie überhaupt stattfinden, nur schwach besucht sein können, bittet Adveniat, auch sein Spendenkonto zu nutzen (Bank im Bistum Essen, IBAN: DE03 3606 0295 0000 0173 45) oder online zu spenden: www.adveniat.de/spenden.

Weihnachten wird 2020 anders sein, aber das Fest findet statt. Um es mit dem letzten Wort von König Balthasar im Kuglerschen Krippenspiel zu sagen: „Na dann: Frohe Weihnachten!“

Peter Weidemann, Bistum Erfurt