„Frauen mit Behinderungen erleben dreimal häufiger Gewalt als Frauen ohne Behinderungen. Sie leben häufiger an der Armutsgrenze und sind von Altersarmut betroffen. All jene, die auf barrierefreie Bauweisen angewiesen sind, haben große Probleme mit dem Zugang, zum Beispiel zu Arztpraxen“, stellt die Thüringer Gleichstellungsbeauftrage Gabi Ohler anlässlich des Internationalen Tages der Menschen mit Behinderungen am 3. Dezember fest.
Etwa 15 Prozent aller Mädchen und Frauen in Deutschland sind von einer Behinderung betroffen. Viele von ihnen erfahren dadurch eine mehrfache Diskriminierung, zum einen aufgrund ihrer Behinderung und zum anderen aufgrund ihres Geschlechts.
„Wir müssen unser Augenmerk besonders auf diejenigen richten, die von mehrfachen Diskriminierungen betroffen sind. Deswegen wollen wir im Jahr 2024 weitere Selbstbehauptungskurse für Frauen mit Behinderungen ermöglichen und zwei Veranstaltungen für und mit Frauen mit Behinderungen durchführen. Eine Veranstaltung widmet sich dem Gesundheitsbereich, um eine bessere Zugänglichkeit von medizinischen Angeboten zu thematisieren. Eine weitere wird sich mit der Selbstbestimmung und dem Empowerment von Frauen und insbesondere Mädchen mit Behinderungen beschäftigen“, so Ohler weiter.
Neben den Möglichkeiten zur Verringerung baulicher Barrieren soll es auch um die Vermittlung von Wissen und Kompetenzen gehen, zum Beispiel die Kommunikation mit sinnesbehinderten oder psychisch beeinträchtigten Menschen. Viele – und hier besonders Frauen – lassen sich leicht von einem gestressten oder manchmal vielleicht auch nur unbeholfenen Umgangston schon bei der Terminvereinbarung abschrecken. Deshalb ist es wichtig, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schulen und mehr Wissen über die beeinträchtigten Personen zu vermitteln. Andererseits sollen Frauen und Mädchen mit Behinderungen auch dabei unterstützt werden, eigene Wünsche und Bedürfnisse zu artikulieren, im Rahmen der Gewaltprävention Grenzen aufzuzeigen und auf deren Einhaltung zu bestehen.
„Alle Menschen müssen die gleichen Chancen haben, Hilfen zu erhalten, medizinisch versorgt zu werden und am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben“, schließt Gabi Ohler. „Das gilt insbesondere auch für Mädchen und Frauen mit Behinderungen.“