Neues Wohnhaus mit behindertengerechten Wohnungen eröffnet

Leinefelde. Sie hatte im hinteren Teil der Straße des Friedens ihren Sitz gehabt, die Verwaltung des einstigen Straßen und Tiefbau Kombinates (STK). Nach der Wende wurde das Gebäude an privat verkauft. Doch es tat sich nichts. Bis zum vergangenen Jahr, da haben zwei Männer die Initiative ergriffen: Patrick Wilhelm und Michael Bock.

Symbolischer Banddurchschnitt zur Freigabe des Fahrstuhls mit (v.re.)Patrick Wilhelm, Bürgermeister Christian Zwingmann, Sozialdezernentin vom Landkreis, Ilona Helbing, der Landesbeauftragter für Menschen mit Behinderungen, Joachim Leibiger und Janett Pfaff, Behindertenbeauftragte im Landkreis. Foto: Ilka Kühn

Ein Wohnhaus mit behindertengerechten Wohnungen mit Fahrstuhl erreichbar, dazu für jede Wohnung eine Garage und einen Stellplatz, dazu große, geräumige Balkone, das wäre die kurze Beschreibung, was dieses Haus ausmacht. In 19 Monaten aus einer Industriebrache aus DDR-Zeit, dem ehemaligen Verwaltungsgebäude des STK , zu einem vorzeigewerten Wohnhaus umgebaut. Für die beiden Investoren, die beide hauptberuflich andere Jobs haben, eine Herausforderung, der sie sich gern stellten.

Es war Michael Bock, den das alte Haus keine Ruhe ließ. Von seiner Wohnung in der Nähe sah er immer auf das alte STK-Gebäude und dachte sich, da müsste sich doch was daraus machen lassen. Er steckte mit dieser Idee Patrick Wilhelm an und schließlich kam der Tag, wo sich beide sagten, legen wir los. Abriss und Neubau war für die beiden überhaupt kein Thema. Zum einem wäre es sehr viel teurer geworden, zwei Millionen Euro mussten sie so schon investieren, zum anderen sei es ein Kultobjekt, so Michael Bock. Dass sie mit diesem sicher nicht leichten Umbau auch an Menschen mit Behinderungen gedacht haben, ehrt die beiden. Vom Land gab es 100 000 Euro für den Fahrstuhl als Förderung. Die Investoren hatten die damalige Chance genutzt, kurze Zeit später gab es das Förderprogramm nicht mehr.

Die beiden Investoren Michael Bock (2.v.re.) und Patrick Wilhelm hier mit Joachim Leibiger und dessen Ehefrau. Foto: Ilka Kühn

Joachim Leibiger war extra aus Weimar mit seiner Ehefrau nach Leinefelde gereist, um sich vom Umbau zu überzeugen. Er selbst ist sehbehindert und weiß, was einem alles im Weg steht, wenn man gehandicapt ist. Er dankte den Investoren und sagte, dass es trotz aller Fortschritte immer wieder an Unterstützung und Geld für Menschen mit Behinderungen fehlt.

Nach Schätzungen würden in Deutschland etwa 2,5 Millionen barrierefreie Wohnungen fehlen. Außerdem sei davon auszugehen, dass einige Teile der Bevölkerung ohne Einschränkungen, vorausschauend in barrierefreiem Wohnraum leben, der somit nicht den Menschen mit Einschränkungen zur Verfügung steht. Bürgermeister Christian Zwingmann bat der Landesbeauftragte, das Thema Behinderungen in der Kommunalpolitik fest einzubinden.

Großzügige Balkone vervollkommnen das neue Wohnhaus. Foto: Ilka Kühn

Bis Ende Mai sollen die Arbeiten auch im Außengelände und an den Garagen fertig sein. Im Juni können die ersten Mieter einziehen. Alle neun Wohnungen sind bereits vergeben. Ein Zeichen, dass hier Bedarf besteht.

Ilka Kühn