Der Pharmakonzern Lilly hat am 3. Mai 2023 Ergebnisse der Phase-3 Studie des experimentellen Alzheimer-Wirkstoffes Donanemab veröffentlicht. Dazu nimmt Dr. Linda Thienpont, Leiterin Wissenschaft der gemeinnützigen Alzheimer Forschung Initiative, wie folgt Stellung:

„Die Ergebnisse sind erfreulich, was die Wirkung von Donanemab betrifft. Die Nebenwirkungen, die im Rahmen der Studie bei Proband*innen aufgetreten sind, sind allerdings sehr bedenklich.

Donanemab entfernt die schädlichen Amyloid-Ablagerungen im Gehirn und verlangsamt den Krankheitsverlauf. Die jetzt veröffentlichten Daten deuten darauf hin, dass Donenemab beides effektiver macht, als das Alzheimer-Medikament Leqembi (basierend auf dem Wirkstoff Lecanemab), das Anfang des Jahres in den USA zugelassen wurde. Für eine abschließende Bewertung des Effekts müssen wir die detaillierten Studienergebnisse abwarten. Wie stark die Verlangsamung des kognitiven Abbaus für die Betroffenen im Alltag spürbar ist, bleibt abzuwarten.

Donanemab reduziert die schädlichen Amyloid-Ablagerungen schneller als Leqembi. 72 Prozent der Proband*innen waren nach 18 Monaten frei von Amyloid und konnten den Wirkstoff absetzen. Im Gegensatz dazu muss Leqembi dauerhaft eingenommen werden.

Den positiven Wirkungen von Donanemab stehen teilweise gravierende Nebenwirkungen gegenüber. Hirnschwellungen und Hirnblutungen (ARIA) traten häufiger auf als bei Leqembi. Zwei Proband*innen sind an diesen Nebenwirkungen gestorben, ein dritter Todesfall wird zurzeit noch untersucht. Es muss genau abgewogen werden, ob Nutzen und Risiko in einem vertretbaren Verhältnis stehen. Die Todesfälle zeigen, dass noch dringend Fragen zur Sicherheit des Wirkstoffes geklärt werden müssen.

Insgesamt gehen die Ergebnisse in eine richtige Richtung. Donanemab ist nach Leqembi der zweite Wirkstoff, der in die Krankheitsmechanismen der Alzheimer-Krankheit eingreift und den kognitiven Abbau verlangsamen kann, allerdings nur im frühen Krankheitsstadium. Obwohl Donanemab dabei effektiver zu sein scheint, kann auch dieser Wirkstoff die Krankheit nicht stoppen. Menschen im fortgeschrittenen Krankheitsstadium werden im Falle einer Zulassung vermutlich nicht von Donanemab profitieren.“