Die Agrarbetriebe des Eichsfeldes haben nach der Wende eine positive Entwicklung genommen. Wissenschaft und Technik bewirken eine zielbewusste ökonomische Steigerung der Betriebsergebnisse, die jedoch durch starke Preisverluste ihrer Produkte Existenz gefährdet wirken. Eine große Herausforderung bleibt jedoch die verantwortungsbewusste zukünftige Gestaltung einer vermehrten ökologischen Produktion in der Feld- und Viehwirtschaft. Regional wirkt ebenso die Güllebelastung umweltschädigend, meint Wilhelm Roth.

Wenn sich Agrarleiter verständlicherweise mit den Imkern für den Schutz der Insekten vor einer blühenden Rapsflut verbinden, so ist dieses korrekturbedürftig. Die Imker sind auf diese Hauptnahrung für ihre Bienenvölker angewiesen, um dann gezwungenermaßen eine nahrungsarme Zeit zu erdulden. Der Anbau von Sonnenblumen mit Phazelia ist natürlich eine Bereicherung für Insekten und das Niederwild im Herbst sowie ein Schutzraum im Winter. 

Das Verzehren der Bodenfruchtbarkeit durch mangelnde Fruchtfolgearten zwingt die Agrarbetriebe zu einen vermehrten Zwischenfruchtanbau. Diese Humusanreicherung wird versuchsweise mit neuen Kulturpflanzen, z. B. von Bohnen, Erbsen und Dinkel, gefördert. Der größte Reichtum sollte im Erhalt einer gesunden Muttererde liegen, die durch eine wahrnehmbare starke Erosion gefährdet ist. 

Ackerbauliche und naturverträgliche Strukturen von Windschutzstreifen, Heckenraine und Gräben sind als Flurbereinigung für alle Agrarbetriebe festzulegen. Die Fruchtfolgeverteilung als gebietsfüllende Komplexe von Mais, Raps und Getreide kommt einer Vergewaltigung der Natur gleich. Das Ausmulchen kilometerlanger Feldraine, Waldränder und Grabensäume als Lebensader zerstört die Artenvielfalt. „Es kann überall gemulcht werden, nur nicht im Lebensraum des Feldhamsters“. Begründet wird dies mit der Mäuse- und Unkrautbekämpfung, dem Einwirken von Pilz- und Virenerkrankungen sowie der Sicherung der Weltbevölkerung.

Kreiselmäher oder Mähbalken sind als Geräte zur wechselnden Bodenpflege von großer ökologischer Bedeutung. Die für 4 Mio. Euro geförderten Blühstreifen benötigen eine termingerechte Pflege. Als Vorzeigeflächen an den Verkehrsstraßen sind diese für Insekten, Vögel und Niederwild wenig wirksam.

Mein Bemühen, diese unfachlichen Empfehlungen des Agrarreferates im Ministerium sowie der neun Landwirtschaftsämter zu korrigieren, führte zu einer Gesprächskonferenz der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft in Jena mit Landwirten, Naturschützern und Biologen, was zur Erstellung einer Informationsschrift mit angelegten Gesetzesbeirat im Internet führte. Mein Rechtseinspruch gegen einen Naturverstoß eines Agrarbetriebes hatte keinen Erfolg, da das Naturschutzamt sowie die Wasser- und Agrarbehörde solches als praxisüblich bewerteten, obwohl dies nach den Naturschutzgesetzen ein finanzbewährtes Vergehen ist. 

Das Handwerk der Landwirte erfordert wieder seine Naturschutzverbundenheit.

Wilhelm Roth, Heilbad Heiligenstadt