Sie kamen aus der Transportbox und erkundeten sogleich ihr neues Quartier, als wären sie von einem kleinen Spaziergang zurückgekehrt: Asuka und Popeye. Die Bärendame und ihr fast gleichaltriger Gefährte hatten dabei eine lange Reise hinter sich. Beide kommen aus einer Auffangstation in der Nähe von Kiew.

Die erste Mahlzeit in Worbis. Foto: Ilka Kühn

Es sind Tierschützer, die dort das Leben von Wildtieren aus schlimmen Verhältnissen retten. So, wie es der Alternative Bärenpark Worbis seit Jahren schon macht mit Bären und Wölfen. Nun erreichte das Team vor ein paar Tagen ein Hilferuf: Zwei Braunbären und ein Kragenbär sollten vom Kriegsgebiet in Sicherheit gebracht werden. Die Tierschutzorganisation Vier Pfoten hat schon viele Tiere in ihren Auffangstationen in Nähe der polnischen Grenze aufgenommen. Die Worbiser Bärenparkleitern Sabrina Schröder erzählt von 27 Bären, die dort schon aufgenommen wurden. Es ist einfach kein Platz mehr da.

In Worbis gab es noch Platz für die beiden Braunbären, die mit gerade 13 Monaten noch in ganz kleinen Kinderschuhen stecken. Für die Kragenbärin gab es einen Platz in Weidenfeld bei Flensburg.

So gingen dann Rüdiger Schmiedel von der Stiftung Bär, Bernd Nonnenmacher, Geschäftsführer und das Team Sabrina Schröder, Heike Lindemann und Christopher Schmidt vom Bärenpark Worbis auf Reisen Richtung Polen. Doch der ursprüngliche Plan, die Tiere im sogenannten Niemandsland zwischen der Ukraine und Polen abzuholen geht nicht auf. Rüdiger Schmiedel und Bernd Nonnenmacher fahren in das Kreigsgebiet und holen die Bären ab. Die beiden Kleintransporter waren mit den Tierboxen ausgestattet. Es sind mittlerweile Transporte, die das Team schon öfter durchgeführt hat, nur noch nie in einem Kriegsgebiet. Die anderen vom Team hatten in der Nähe der polnischen Grenze Quartier bezogen.

Die Bärenübergabe klappte, allerdings dauerte der Aufenthalt dann beim Zoll 13 Stunden. Aber auch das wurde geschafft, so dass alle mit den Bären im Gepäck gestern ganz früh von der polnischen Grenze starteten und am späten Nachmittag in Worbis ankamen. Dort wurden sie schon von einigen Journalisten empfangen, die natürlich viele Fragen hatten. Einige Beiträge davon wird man auch im TV sehen können.

Während der Kragenbär mit seiner Box in ein anderes Auto kam, das die Bärin mit nach Weidenfeld nahm, brachte der andere Transporter die beiden Bärenkinder in die Eingewöhnungsstation des Worbiser Bärenparks. Dort werden sie sechs Wochen bleiben. Es ist zugleich die Quarantänestation. Dort lag schon der Begrüßungsimbiss aus Gemüse, Obst und Pelletts bereit. Man hatte den Eindruck, dass die beiden Bärenkinder dieses Abendessen sehr genossen.

Asuka und Popeye werden dort vom Pflegeteam genauestens beobachtet – und von den hiesigen Bären sicher auch. Denn die schnuppern fast kilometerweit, wenn da neue Bären ankommen. Aber Kontakt können sie erstmal nicht aufnehmen, das wird noch dauern.

Es sind in der Ukraine in den Tierschutzprojekten, Auffangstationen, Zoos u.a. noch viele Tiere, die auf ihre Rettung warten. Aber mit Wildtieren ist das nicht so einfach. Sabrina Schröder und auch Christopher Schmidt berichteten von der Situation am polnischen Grenzgebiet, wo die verzweifelten Menschen aus den Kriegsgebieten der Ukraine ankommen und auch von traumatisierten jungen Leuten, die gekämpft haben.

Ilka Kühn