Erstmals hätte Wehrführer Alexander-Raphael Beck an diesem Freitag im Rahmen der
Jahreshauptversammlung Bilanz ziehen sollen. Doch Corona machte einen Strich durch die Rechnung, denn die Feuerwehrleute können nicht wie gewohnt zusammenkommen. Mit Blick auf die Einsatzstatistik der Feuerwehr Heiligenstadt verlief das Jahr 2020 so ruhig wie lange nicht mehr. Zu 304 Einsätzen sind die Heiligenstädter Feuerwehrleute gerufen worden; weniger waren es zuletzt vor elf Jahren. Bedenkt man, dass alle Einsatzkräfte ehrenamtlich tätig sind, ist dies dennoch eine hohe Einsatzzahl. Die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr waren im vergangenen Jahr bei 36 Bränden, 198 Hilfeleistungen und 70 Fehlalarmen gefordert. Die im Vergleich zu den Vorjahren gesunkene Einsatzzahl ist in erster Linie der Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen geschuldet. So zählten März, April und November zu den
einsatzärmsten Monaten des Jahres.
Bemerkbar machte sich das Herunterfahren des öffentlichen Lebens unter anderem bei der Zahl der Verkehrsunfälle. Während die Feuerwehr 2019 bei 58 Unfällen Hilfe leisten musste, waren es im vergangenen Jahr nicht einmal halb so viele. Besonders die Zahl der Einsätze auf der Autobahn ging deutlich zurück. Trotz dieser Tatsache rückte die Feuerwehr Heiligenstadt im vergangenen Jahr zu schweren Verkehrsunfällen aus.
So leistete sie am 14. Juni bei einem Unfall mit Todesfolge auf der A 38 zwischen den Anschlussstellen Heilbad Heiligenstadt und Arenshausen Hilfe. Nach der Kollision zweier Fahrzeuge auf der L 3080 Höhe Weimarskamp befreiten die Einsatzkräfte am 16. Juni eine in ihrem Pkw eingeschlossene Fahrerin. Nachdem am 24. Juli nahe Bischhagen zwei Fahrzeuge zusammengestoßen waren, musste die Feuerwehr hier ebenfalls eine Fahrerin aus ihrem Pkw befreien.
Bereits am 5. Januar leistete die Stützpunktfeuerwehr bei einem Großbrand in Wachstedt Hilfe. In Heiligenstadt sorgten ein Gartenlaubenbrand in der Flinsberger Straße am 13. Mai, ein Gebäudebrand in der Lindenallee am 10. Juni, ein Wohnungsbrand am Kasseler Tor am 23. Juni sowie der Brand in einem Industriebetrieb in der Hugo-Engelmann-Straße am 28. Juli für aufwendige Einsätze. Am 29. Oktober rettete die Feuerwehr einen Mann aus seiner brennenden Wohnung in der Tilman-Riemenschneider-Straße. Insgesamt rettete die Feuerwehr Heiligenstadt bei ihren Einsätzen 26 Menschen.
Neben Menschen in Not eilte die Feuerwehr auch mehrfach Tieren zu Hilfe. Besonders in
Erinnerung blieb das Reh, welches am 2. April im Zaun des Schulgeländes an der Kollwitzstraße feststeckte. Die Einsatzkräfte setzten einen hydraulischen Spreizer ein und drückten die Zaunstreben auseinander. Das Tier erlangte seine Freiheit auf diese Weise zurück.
Situationsbedingt konnte die Aus- und Fortbildung der Einsatzkräfte im vergangenen Jahr nur in reduzierter Form stattfinden. Daher setzte die Feuerwehr Heiligenstadt vermehrt auf Online-Schulungen. Zwischen April und November übten die Einsatzkräfte wieder gemeinsam. So fanden auf örtlicher Ebene insgesamt 53 Fortbildungen statt. Im Kreisfeuerwehrzentrum absolvierten Kameradinnen und Kameraden 14 Lehrgänge; an der Landesfeuerwehrschule waren es 12.
Darüber hinaus trainierten zwei Einsatzkräfte in der Schweiz die Brandbekämpfung in Straßentunneln. An 25 Abenden hatten die Feuerwehreute Gelegenheit, sich beim Dienstsport fit zu halten.
Weniger Aktivitäten als in normalen Jahren verzeichnete 2020 die Jugendfeuerwehr Heiligenstadt. Dennoch wurden den 36 Kindern und Jugendlichen 29 Dienstnachmittage und Veranstaltungen geboten, darunter die Weihnachtsbaumaktion im Januar und der Umwelttag Ende Februar. Ebenfalls im Februar brachen 24 Teilnehmer zu einer sechstägigen Winterfahrt in den Harz auf. In diesem Jahr blickt die Jugendfeuerwehr auf ihr 30-jähriges Bestehen zurück. Nach 20 Jahren, in denen er die Jugendarbeit Stück für Stück ausgebaut hat, wird Jugendfeuerwehrwart Alexander-Raphael Beck sein Amt nun in jüngere Hände geben. Über seine Nachfolge werden die aktiven Feuerwehrangehörigen noch in diesem Jahr abstimmen.
Thomas Müller