Am 3. Oktober 1870 eröffnete die damalige Thüringische Eisenbahn-Gesellschaft die Bahnstrecke Mühlhausen – Leinefelde, womit die Strecke Gotha – Leinefelde durchgängig befahrbar war. Anlässlich des 150-jährigen Streckenjubiläums erklären die grünen Kreistagsmitglieder Katharina Pätzold, Norbert Sondermann und Michael Hoffmeier:
Elektrifizierung und weitsichtige Ausbauplanung statt Schmalspuragenda!
„Die nun seit 150 Jahren durchgängig befahrbare Eisenbahnstrecke Leinefelde – Gotha ist heute ein unverzichtbares Bindeglied im thüringischen Eisenbahnnetz. Längst ist es Zeit, einen Schritt weiter zu gehen und nun endlich die Weichen für die Verkehrswende zu stellen.
Für unsere Strecke Leinefelde – Gotha heißt dies konkret: Die 67 Kilometer zwischen Leinefelde und Gotha müssen so schnell wie möglich elektrifiziert werden, so wie das der Bundesverkehrswegeplan 2030 vorsieht. Hier muss das Land Thüringen beim Bund politisch Druck machen, damit spätestens 2021 die Planung endlich begonnen wird.
Die Planung der Elektrifizierung zwischen Weimar und Gößnitz – auf dem östlichen Abschnitt der Mitte-Deutschland-Verbindung – ist schon weiter fortgeschritten. Hier droht der Regionalexpresslinie 1 von Göttingen nach Glauchau dann eine Unterbrechung, da es unsinnig ist, weitgehend mit Dieseltriebbwagen auf elekrifizierten Strecken zu fahren, was dann von Göttingen bis Leinefelde sowie von Gotha bis Sachsen der Fall wäre.
Deshalb dürfen wir keine weitere Zeit verlieren. Die Planung für die Elektrifizierung der Strecke in Nordthüringen und der Mitte-Deutschland-Verbindung darf nicht noch weiter auseinanderdriften. Der RE 1 muss im Zielzustand wieder Südniedersachsen mit Ostthüringen bzw. Südwestsachsen verbinden und durchgehend mit elektrischen Triebzügen verkehren.
Darüber hinaus müssen zur Verbesserung der Fahrplanstabilität und Betriebsqualität zwischen Gotha und Leinefelde längere zweigleisige Abschnitte geschaffen werden. Dies ist auch Voraussetzung für eine Verdichtung des Angebots. Wir brauchen eher heute als morgen einen verlässlichen Stundentakt auf der schnellen Regionalexpresslinie 1 und zusätzlich die Regionalbahnen bzw. den RE 2 zur Erschließung und Verbindung der Regionen mit dem Eichsfeld.
Wir appellieren daher an Landesverkehrsminister Benjamin Hoff, mit dem Bund zügig das Benehmen über das notwendige Ausbaupaket herzustellen. Der Bund hat bisher nur die Streckenelektrifizierung und den Bau von drei Kreuzungsbahnhöfen auf der Agenda. Das ist für einen zukunftsgerechten Ausbau der Strecke aber zu wenig. Das Land muss mit dem Bund umgehend klären, welche Abschnitte für ein dichteres Nahverkehrsangebot zweigleisig ausgebaut werden müssen.
Es wäre ein Treppenwitz der Bahnpolitik, wenn man jetzt einen Sparausbau vereinbart und in einigen Jahren feststellt, dass eine Taktverdichtung an fehlenden zweigleisigen Begegnungsabschnitten scheitert. Hier erwarten wir von Landesregierung und Bund verkehrspolitische Weitsicht und ein abgestimmtes Ausbaukonzept, das auch mittel- und langfristige Angebotsverbesserungen im Nahverkehr berücksichtigt.
Berlin und Erfurt müssen ihre Interessen unter einen Hut bekommen. Zudem ist es verkehrspolitisch nicht zu vermitteln, warum in die parallelen Bundesstraßen 247 und 176 insgesamt rund 400 Millionen Euro in einen großzügigen, teilweise vierspurigen Straßenneubau investiert werden und beim Bahnausbau nur eine Schmalspuragenda verfolgt wird.
Die 150-jährige Strecke ermöglicht schnelle Verbindungen von Nordthüringen in die Landeshauptstadt Erfurt aber eben auch nach Ostthüringen und Südniedersachsen. Mit einer Fahrzeit von etwas über einer Stunde ist Erfurt von Leinefelde aus bequem und sicher erreichbar – gegenüber dem PKW eine konkurrenzlos schnelle und günstige Bahnverbindung. Das spricht für die Weitsicht, mit der die Bahnpioniere im 19. Jahrhundert die Strecke über den Dün und durch das Thüringer Becken trassierten. Dem sollten wir nicht nachstehen!“