Die Fußball-EM der Männer ist in vollem Gange und alle hoffen auf ein weiteres deutsches Sommermärchen. Eines, das mit 331 Mio. Euro mit exorbitant hohen Prämien ausgestattet ist. Gleichzeitig läuft die Qualifikationsphase der Fußball-EM der Frauen im Jahr 2025, die kaum im Fokus der Öffentlichkeit steht.

Die Fußballerinnen wissen auch jetzt schon, dass sie nur mit einem Bruchteil der Prämien rechnen können, die die Männer bekommen. 2022 wurden mit 16 Mio. Euro lediglich 4,8 Prozent ausgeschüttet.

Und das, obwohl die Frauen in Summe eine extrem gute Leistungsbilanz vorzuweisen haben. Sie wurden achtmal Europameisterinnen und zweimal WM-Siegerinnen. Die Männer haben den Europameistertitel nur dreimal geholt und von den vier WM-Siegen lagen zwei noch vor der Gründung der Frauenfußball-Nationalmannschaft.

„Man braucht nur einen gering ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit, um zu sehen, wie schief und ungerecht das Ganze ist“, stellt Gabi Ohler, Landesgleichstellungsbeauftragte Thüringens fest. „Wer einen solchen Einkommensunterschied rechtfertigt, ist im tiefen 20. Jahrhundert stecken geblieben.“

Dass es auch anders geht, zeigen Dänemark, Norwegen und die Schweiz. So verzichtete die dänische Nationalmannschaft der Männer zur aktuellen Fußball-EM auf Vorteile durch Erfolgs- und Versicherungsprämien zugunsten der finanziellen Gleichstellung ihrer weiblichen Kolleginnen. In Norwegen und der Schweiz werden bereits gleiche Prämien ausgezahlt. „Hier sollte der DFB nachziehen und die Gehalts-Diskriminierung endlich abschaffen“, fordert Ohler.

Ähnliches gilt auch für den sonstigen Spitzensport. Anlässlich der Olympiade in Paris setzen sich die Gleichstellungsminister:innen und Senator:innen der Länder für eine grundlegende Reform des Spitzensports ein. „Es geht um eine faire Verteilung der Ressourcen an Frauen im Spitzen- und Leistungssportbereich“, sagt Gabi Ohler. „Wer patriarchale Strukturen überwinden will, muss auch hier Grundlegendes verändern.“

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